Wird die Wasserski-Posse zum Eigentor für die Stadt?

Dresden - Das Strand-Paradies an der Kiesgrube Leuben ist platt, Wasserskianlagen-Betreiber Martin Riedel (52) transportierte seine Bauten mit einem Lkw ab.

Die Kiesseen in Leuben sollen ein Kernareal der Bundesgartenschau (Buga) werden. Neben der Wasserskianlage im Süden ist im Osten auch eine offizielle Badestelle geplant. Viele anliegende Flächen gehören jedoch Pächter Riedel.
Die Kiesseen in Leuben sollen ein Kernareal der Bundesgartenschau (Buga) werden. Neben der Wasserskianlage im Süden ist im Osten auch eine offizielle Badestelle geplant. Viele anliegende Flächen gehören jedoch Pächter Riedel.  © Steffen Füssel

Will er im Mai wieder öffnen, muss er den neuen Standort außerhalb des Landschaftsschutzgebietes nutzen, den ihm das Rathaus zugewiesen hat, gerade mal 70 Meter von der alten Stätte entfernt.

Doch das Beharren auf den Umzug gegen den Willen des Stadtrates könnte sich fürs Rathaus mit Blick auf die Bundesgartenschau (BUGA) noch als Eigentor erweisen.

Denn für die BUGA, die Dresden 2033 ausrichten will, sind die Kiesseen in Leuben als Kernareal vorgesehen. Laut Machbarkeitsstudie des Rathauses soll neben natürlichen Auen, Blühwiesen und neuen Wegen neben der Wassersportanlage im Süden auch ein öffentlicher Badebereich mit angrenzendem Strandbereich im Osten entstehen.

Grundsteuerreform greift - Dresdner Eigentümer und Mieter betroffen!
Dresden Politik Grundsteuerreform greift - Dresdner Eigentümer und Mieter betroffen!

Bislang ist Baden dort offiziell verboten. "Damit schafft der Südsee ein attraktives Freizeitangebot im Bereich der blauen Infrastruktur", lautet die städtische Vision.

Haben sich Rathaus und Baubürgermeister verkalkuliert?

Auf dem Areal rechts soll Baden künftig auch offiziell erlaubt werden. Bislang ist das verboten, auch wenn das Rathaus die Regelung (trotz wiederholter Badetoter) nicht durchsetzt.
Auf dem Areal rechts soll Baden künftig auch offiziell erlaubt werden. Bislang ist das verboten, auch wenn das Rathaus die Regelung (trotz wiederholter Badetoter) nicht durchsetzt.  © Norbert Neumann

Doch die droht bereits jetzt zu platzen. Denn Riedel und seiner Familie gehören rund um den Kiessee als Pächter etliche Flächen, auch ein Teil des Uferareals der Badestelle.

"Ohne mich ist hier keine BUGA möglich", sagt der Unternehmer. "Nach der ganzen Gängelei sehe ich keinen Grund mehr, zu kooperieren oder meine Zustimmung zu geben."

Hat sich das Rathaus um OB Dirk Hilbert (53, FDP) und Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) beim Pochen auf den Gaga-Umzug verkalkuliert?

"Masterplan Prohlis" wird zum Plänchen...
Dresden Politik "Masterplan Prohlis" wird zum Plänchen...

"Die Möglichkeit zur Einrichtung einer unbewachten Badestelle und aller zu klärenden genehmigungsrechtlichen Anforderungen wird aktuell von der Stesad GmbH umfänglich untersucht.

In diesem Rahmen werden auch die aktuellen Grundstücksverhältnisse betrachtet", äußert sich ein Stadtsprecher zurückhaltend. In den vergangenen Jahren habe man den städtischen Besitz am Standort ausgebaut.

Knieschuss am Kiessee

Hinter dieser Hecke soll Wasserskianlagen-Betreiber Martin Riedel (52) seine neue Station mit Gastro aufbauen. Für die Buga-Planungen will er nach der "Gängelei" nicht mehr mit der Verwaltung kooperieren.
Hinter dieser Hecke soll Wasserskianlagen-Betreiber Martin Riedel (52) seine neue Station mit Gastro aufbauen. Für die Buga-Planungen will er nach der "Gängelei" nicht mehr mit der Verwaltung kooperieren.  © Norbert Neumann

Ein Kommentar von Hermann Tydecks

Nach jahrelanger Duldung zeigte sich die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr unnachgiebig, wollte den Wasserskianlagen-Betreiber an der Kiesgrube Leuben unbedingt vom Ufer wegbekommen, verhängte eine Nutzungsuntersagung, drohte mit Zwangsgeld.

Nachdem Rathaus und Betreiber 2005 noch gemeinsam das Projekt zur Freude vieler Dresdner umgesetzt und damit eine kleine Oase auch fürs nahe Plattenviertel geschaffen hatten, führte ein Gerichtsurteil zu jahrelangem Streit.

So hatte das Oberverwaltungsgericht Bautzen den damaligen Bebauungsplan der Stadt 2008 für unwirksam erklärt. Leidtragender ist der Betreiber, dessen Bauten am Uferbereich seitdem als Schwarzbau gelten.

Sein Durchhaltevermögen und Engagement sind umso bemerkenswerter. Andere Unternehmer hätten längst aufgegeben, spätestens jetzt. Doch Herrn Riedel liegt etwas am Wassersport und auch an den Kiesseen. Nicht die Stadt, sondern er sorgt dafür, dass Dresdnern und Gästen dort etwas geboten wurde - und sei es die Chance auf ein Eis bei einem Spaziergang um den See. Auch gegen den Müll tut er was.

Mit dem kostspieligen Umzug vom Ufer auf eine nahe Wiese ist der wirtschaftliche Weiterbetrieb von Wasserskianlage und Gastronomie gefährdet. Aber nicht nur das: Wie die Stadt ihre BUGA-Pläne umsetzen will, wenn sie mit Riedel im Clinch liegt, ist unklar. Um das Kiesseen-Areal so aufzuwerten wie geplant, muss Riedel, der etliche Grundstücke langfristig gepachtet hat, mitspielen.

Bleibt zu hoffen, dass die Stadt wenigstens den bestehenden Ratsbeschluss umsetzt, der Riedel eine Rückkehr an die alte Stätte ermöglichen würde. Das würde zwar erneut einen Umzugs-Irrsinn schaffen, aber wenigstens mit Happy End - auch für eine mögliche BUGA.

Titelfoto: Steffen Füssel

Mehr zum Thema Dresden Politik: