Senioren-Konferenz im Rathaus: So will Dresden Ältere vor der Einsamkeit bewahren
Dresden - Rund 155.000 Dresdner sind über 60 Jahre alt, mehr als jeder zehnte "Senior" ist armutsgefährdet. Wer sich gesellschaftliche Teilhabe nicht leisten kann, kann vereinsamen und krank werden. Auf einer Seniorenkonferenz im Rathaus brachte die Verwaltung Hilfsangebote näher und zeigte den Weg raus aus der Einsamkeit.
"Es betrifft uns alle, früher oder später", sagt Sozialbürgermeisterin Kristin Kaufmann (48, Linke). "Aber keiner braucht Angst vorm Alter zu haben!" Warum nicht, erfuhren über 100 Senioren im Rathaus. Dort stellte das Sozialamt Hilfen vor, lud zu Workshops ("Gemeinsam gegen einsam") ein.
"Womit wir ein Problem haben, ist relative Armut", so Kaufmann. Wer alleine lebt, ist betroffen mit einem monatlichen Nettoeinkommen von unter 1200 Euro.
"Das bedeutet nicht unbedingt, hungrig zu sein. Aber womöglich von der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ausgegrenzt zu sein", erklärt sie. Doch Scham sei unnötig, die Stadt könne helfen, habe ein "riesiges Netz an Unterstützern".
Wichtigster Anlaufpunkt auf dem Weg aus der Einsamkeit sind die 21 geförderten Seniorenzentren im ganzen Stadtgebiet. Neben kostenfreien Beratungen zu allen denkbaren Problemen gibt es dort auch Angebote für gemeinsames Kartenspielen, Zeichnen, Holzbasteleien oder Spaziergänge.
Kaufmann: "Jeder, der sich einbringt, hat nicht nur einen Nutzen für andere"
Auch gibt's eine Vielfalt an Ehrenämtern, die Senioren ausüben können, etwa Kindern als Lese-Paten Märchen näher bringen.
"Jeder, der sich einbringt, hat nicht nur einen Nutzen für andere, sondern auch für sich selbst", so Kaufmann.
Bärbel Dörfel (74) hat genau das vor, rollte mit einem Tretroller bis zur Rathauspforte vor. "Ich selbst brauche wenig Unterstützung. Ich suche eher Möglichkeiten, wo ich was für andere machen kann", sagte die frühere IT-Technikerin.
Frank Böttcher (71) informierte sich im Festsaal über das Senioren-Radio und suchte Hilfe, um gegen die Schließung einer nicht-städtischen Begegnungsstätte vorzugehen. Der ehemalige Autokranfahrer anschließend: "Jetzt habe ich wieder Hoffnung".
Kommentar: "Altern in Würde"
Im Alter allein sein, heißt nicht, einsam zu sein! Als ich vor einigen Jahren Dresdens damals älteste Bewohnerin traf, wohnte die 107-Jährige seit Jahrzehnten allein im Seniorenheim, war aber geistig noch quicklebendig dank ihrer Familie und zehn Urenkeln.
Wer als Rentner allerdings - warum auch immer - keinen Kontakt mehr zu den Liebsten hat, wer keine Anrufe mit Freunden oder Bekannten führt, der droht zu vereinsamen.
Die Folge fast immer: Körper und vor allem Geist bauen schneller ab, die Lebensenergie weicht.
Und genau das muss nicht sein! Denn in Dresden gibt es zahlreiche Hilfen und Initiativen, die Senioren mit anderen Menschen zusammenbringt. Auch Rentner, die kaum Geld haben, können die Angebote nutzen. Das ist keine Schande!
Wer sein Leben lang gearbeitet hat, aber nur eine mickrige Rente kassiert, der hat jedes Recht auf Unterstützung! "Es steht Ihnen zu!", ist die Botschaft der Stadt. Nutzt die Angebote. Tausende Senioren profitieren vom Verein "Kulturloge", der kostenlose Besuche in Semperoper, Kulturpalast und Co. ermöglicht.
Wer einmal einen Seniorentreff besucht hat, der kommt in den meisten Fällen wieder. Und wer es im hohen Alter noch mal mit einem Handy (heute Smartphone genannt) probieren will: Auch dafür gibt es eine Fülle von Unterstützern, die unsere heutige digitale Welt näher bringen können.
Nur eines ist wichtig: Der Antrieb dazu, der muss von den Betroffenen kommen. Die Stadt kann Türen zeigen und öffnen. Durchgehen muss jeder selbst.
Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch