Scheidende Grünen-Chefin: Ihre Wünsche an den OB
Dresden - Ein bekanntes Gesicht der Kommunalpolitik macht Schluss: Nach fast 20 Jahren im Stadtrat, davon 14 Jahre als Fraktionsvorsitzende, will Grünen-Frontfrau Christiane Filius-Jehne (67) zur Wahl im kommenden Juni nicht mehr antreten.
Die gebürtige Berlinerin kam vor 30 Jahren nach Dresden, arbeitete als freiberufliche Lektorin, wurde 2004 in den Rat gewählt. Sie erlebte vier Oberbürgermeister, führte die Grünen mit zur stärksten Fraktion (zuletzt mit AfD).
In negativer Erinnerung bleiben ihr etwa der Verlust des Welterbe-Titels, die Fraktionsaustritte der heutigen Dissidenten-Mitglieder Johannes Lichdi (58) und Michael Schmelich (69) und der zuletzt zunehmende "hässliche Umgangston im Rat".
Ein Erlebnis blieb positiv hängen: Auf einem Event im Kurländer Palais traf sie zufällig die damalige OB Helma Orosz (heute 70) - auf der Damentoilette. "Am Waschbecken habe ich zu ihr gesagt, wir müssten unbedingt über das Kraftwerk Mitte reden", so Filius-Jehne.
Der anschließende "intensive Dialog" (nicht mehr auf dem Klo) habe letztlich dazu geführt, dass sich Orosz (und damit dann auch die CDU) hinter das Kultur-Projekt stellte, das damit realisiert werden konnte.
Grünen-Frontfrau Christiane Filius-Jehne will nun mehr "an sich selbst denken"
Nach vier Legislaturperioden wolle sie nun aber mehr "an sich selbst denken", die Arbeit im Stadtrat sei zeit- und kräfteraubend. Bis zur Kommunalwahl bleibe sie aber voll aktiv, wolle sich danach auch weiter bei den Elbhang-Grünen engagieren, sich ein neues Ehrenamt suchen.
Filius-Jehne (verheiratet, zwei erwachsene Kinder) wohnt auf dem Weißen Hirsch, will in ihrer freien Zeit einen Reiseführer über das französische Département Charente-Maritime schreiben, später vielleicht auch einen Roman.
Für die Zukunft wünscht sie sich auch einen Oberbürgermeister, "der moderiert, bei wesentlichen Dingen steuert. Und der auch mal, wenn nötig, einen Fehler zugibt."
Titelfoto: Hermann Tydecks