Kampf um Energiefabrik in Sachsen: Niederwartha plötzlich im Koalitionsvertrag
Rückblick: Seit August 2023 produzieren die beiden Turbinen keinen Strom mehr, im April dieses Jahres folgte die endgültige Stilllegung. Vattenfall, laut Verwaltung weiterhin Eigentümer, sieht keine Möglichkeiten, eine überfällige Sanierung in dreistelliger Millionenhöhe wirtschaftlich darzustellen.
Das angrenzende und bei der Bevölkerung beliebte Stauseebad Cossebaude hat während der Saison nur deshalb noch geöffnet, weil Bädergesellschaft und Vattenfall jedes Jahr aufs Neue Verhandlungen führen.
Doch jetzt kommt wieder Bewegung in die Debatte um einen Weiterbetrieb. Im sächsischen Koalitionsvertrag lassen CDU und SPD unter dem Kapitel "Versorgungssicherheit und Energiespeicher" verlauten, dass sie die Speicherkapazität des Werks "im Sinne der regionalen Versorgungssicherheit als notwendig" erachten.
Winfried Anders (72) von der gleichnamigen Bürgerinitiative freut sich über die Absichtserklärung. "Dunkelflauten verlangen Energiespeicher", sagt er mit Blick auf die Herausforderungen der Energiewende.
CDU-Politiker setzt sich für Weiterbetrieb ein
Physiker Anders schätzt die Sanierungskosten auf 200 Millionen Euro. "Man müsste moderne Turbinen und Generatoren einbauen, die Elektronik komplett erneuern, vermutlich auch die Rohrleitungen und Kugelschieber." Doch wer soll die Summe aufbringen?
Dass SachsenEnergie den Betrieb übernimmt, ist vorerst vom Tisch. Auch hier sind die hohen Kosten das Problem. Das Unternehmen habe alle in Frage kommenden Optionen für eine Nachnutzung geprüft - und möchte sich zukünftig lieber auf Batterie- und Großwärmespeicher konzentrieren, so Sprecherin Nora Weinhold (42) gegenüber der TAG24.
Dagegen setzt sich CDU-Politiker Lars Rohwer (52), der den Dresdner Norden im Bundestag vertritt, weiter vehement für den Weiterbetrieb ein. "Niederwartha kann 300 Batteriespeicher ersetzen, deshalb ist dieses Pumpspeicherwerk für die Versorgungssicherheit so wichtig", erklärt er.
Wie Aktivist Anders fordert auch Rohwer die Einrichtung eines Runden Tisches. Er möchte zeitnah mit Sachsens neuem Energieminister Dirk Panter (50, SPD) das Gespräch suchen.
Titelfoto: Bildmontage: Norbert Neumann, Eric Münch