Brennpunkt Neustadt: Dresden schickt mehr Nachtschlichter ins Feierviertel
Dresden - In der Neustadt treffen Lebenswelten aufeinander. In Clubs wird gefeiert, während Familien und Rentner Nachtruhe wünschen. Auch viele Menschen mit Migrationshintergrund leben und feiern hier. Das birgt Konfliktpotenzial. Dieses Jahr setzen 25 Nachtschlichter auf Deeskalation.
Seit 2021 sind sie da, um Konflikte zwischen Anwohnern und Feierlustigen in den Sommermonaten zu beruhigen. Diese Saison wurde noch einmal aufgestockt: Sieben Frauen und 18 Männer dürfen sich Nachtschlichter nennen, fünf mehr als vergangenes Jahr. Aufgabe: Menschen ansprechen, die durch Lärm, Müll oder Verkehrsbehinderung negativ auffallen.
"Hey, es wäre schön, wenn ihr nicht auf der Straße sitzt" - dieser Satz könnte von Nachtschlichter Ferdinand (20) kommen, wenn er den Verkehrsfluss regeln will.
"Wir haben keinen Knüppel oder Pfefferspray bei uns. In aggressiven Momenten können auch wir nur die Beine in die Hand nehmen oder die Polizei rufen."
Student Ferdinand ist seit vergangenem Jahr auf Honorarbasis (bis zu 25 Euro pro Stunde) im Schlichterteam eingesetzt, wie auch Consti (20), der von seiner Arbeit überzeugt ist: "Das bringt mehr Sicherheit in die Neustadt. Vor allem an der Schiefen Ecke, aber auch im Alaunpark oder am Martin-Luther-Platz gibt es Probleme."
Ferdinand und Consti freuen sich über positives Feedback
Donnerstags bis sonntags von 20 Uhr bis nach Mitternacht laufen die Schlichter in kleinen Teams die Brennpunkte ab, wollen die Augen offen halten und ansprechbar sein.
Etwa für Frauen, die sich nach sexuellen Angriffen nicht mehr alleine durch die Dunkelheit trauen. "Wir begleiten Betroffene dann zum Bahnhof oder zum Fahrrad", erzählt Consti.
Eine lange Ausbildung haben die Schlichter nicht hinter sich, dafür aber Schulungen, etwa zu Deeskalation. Jeder Einsatz wird gemeinsam mit Koordinator Alessandro Finke ausgewertet.
Ferdinand und Consti freuen sich darüber, dass das Feedback der Menschen bislang überwiegend positiv sei.
Doch aller Freundlichkeit und Zurückhaltung zum Trotz gebe es auch Kritik: "Manche finden, dass wir zu sehr an Polizei oder Ordnungsamt erinnern."
Titelfoto: Steffen Füssel