Dresdens frische Polit-Gesichter: Die jungen Wilden aus dem Stadtrat

Dresden - Mit der Kommunalwahl am vergangenen Sonntag wurden neben altbekannten auch viele neue Gesichter in den Stadtrat gewählt. Sie sind die jungen Wilden im neuen Parlament und haben frische Ideen, Wünsche, aber auch Sorgen.

Anne Herpertz (26, Piraten)

Das Sachsenbad als Stadtteilzentrum: Anne Herpertz (26, Piraten) macht ab August Politik im Stadtrat.
Das Sachsenbad als Stadtteilzentrum: Anne Herpertz (26, Piraten) macht ab August Politik im Stadtrat.  © Holm Helis

Anne Herpertz (26, Politikwissenschaftlerin) kommt eigentlich aus der Nähe von Meißen, wohnt aber seit acht Jahren in der Landeshauptstadt. Sie zieht als eine von zwei Piraten in den Stadtrat ein, ihr Wahlkreis liegt in Pieschen. Was sie an ihrer Partei mag?

"Bei uns wird auf Augenhöhe gearbeitet. Du musst nicht erst fünf Jahre Plakate aufhängen, um ernst genommen zu werden." Besonders wichtig ist ihr bezahlbares Wohnen.

"Nur ein Prozent der Wohnungen in Dresden sind in kommunaler Hand. Das ist viel zu wenig." Anne Herpertz fordert, den Bestand der stadteigenen WiD auszubauen, vielleicht sogar durch den Ankauf weiterer Wohnblöcke von Vonovia.

Jetzt will Dresden die Anwohner schröpfen: Parkausweise sollen viermal so teuer werden
Dresden Politik Jetzt will Dresden die Anwohner schröpfen: Parkausweise sollen viermal so teuer werden

Sie stellt klar: "Um soziale Errungenschaften dieser Stadt zu erhalten, müssen wir uns dem rechten Block im Rat entgegenstellen." Weiteres Anliegen: die Zukunft des Sachsenbads, welches 1994 geschlossen wurde. 2021 kaufte ein Berliner Investor das Gebäude, will dort Großraumbüros einrichten.

"Wir möchten, dass hier ein Stadtteilzentrum mit Bibliothek und ein Gesundheitsbad entsteht. Bedeutet: Platz für Senioren-, Baby- und Reha-Schwimmen."

Denny Schneider (32, CDU)

Denny Schneider (32, CDU) wuchs in Prohlis auf, kennt die Herausforderungen des "Problembezirks".
Denny Schneider (32, CDU) wuchs in Prohlis auf, kennt die Herausforderungen des "Problembezirks".  © Eric Münch

CDU-Politiker Denny Schneider (32) kennt Prohlis wie seine Westentasche. Er ist dort aufgewachsen. "Ich möchte Angsträume beseitigen", sagt der Polizeibeamte. Bedeutet: Auch nachts sollen sich Menschen in der "Platte" sicher fühlen.

Dabei helfen können schon kleine Maßnahmen: Zusätzliche Lampen und gestutzte Hecken machen dunkle Ecken einsehbar. Zur Not müsse auch über mehr Sicherheitspersonal nachgedacht werden. Schneider möchte den Stadtteil, in dem bis zu 20 Prozent der Leute keine Arbeit haben, "sozial durchmischen", wie er sagt.

Sein Blick schweift über den Albert-Wolf-Platz: "Arbeiter, Studenten, junge Familien. Jeder soll sich hier wohlfühlen." Dafür brauche es Angebote: "Uns fehlt bis heute ein Gymnasium, es gibt kaum Restaurants."

Streit um Leubener Wasserskianlage geht weiter
Dresden Politik Streit um Leubener Wasserskianlage geht weiter

Dass zumindest das Berufsschulzentrum Elektrotechnik, das an die Boxberger Straße kommen soll, hält er für eine super Sache.

Und: "Ich wünsche mir, dass sich die anderen Stadtteile stärker an der Aufnahme von Flüchtlingen beteiligen. Aus meiner Sicht haben allein Prohlis und Gorbitz zwei Drittel der Menschen aufgenommen."

Elli Martius (22, SPD)

Elli Martius (22, SPD) will mehr Grün in die Dresdner Innenstadt bringen.
Elli Martius (22, SPD) will mehr Grün in die Dresdner Innenstadt bringen.  © Eric Münch

Sozialdemokratin Elli Martius (22) war bereits als Schülerin (Romain-Rolland-Gymnasium) in der lokalen Politik unterwegs. In Straßburg verbrachte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr. Beruflich möchte sie aber etwas mit Zahlen machen, büffelt für den Diplom-Studiengang Informationssystemtechnik.

Ihr Herz schlägt für die Innenstadt: "Der Neumarkt heizt sich im Sommer um 4 bis 5 zusätzliche Grad auf, ohne dass es ausreichend Schattenplätze gibt." Nicht nur dort, auch am Postplatz oder dem Altmarkt hätten die Stadtplaner ausreichend Bäume und Grünflächen schlicht vergessen. Dass rechte Gruppen die Innenstadt regelmäßig als ihre Bühne nutzen, ist für sie ein Ärgernis.

Die Wahlergebnisse sieht sie als Mahnung: "Wir müssen über den Wahlkampf hinaus mit den Bürgern häufiger ins Gespräch kommen."

Elli Martius freut sich über die Ansiedlung weiterer Chip-Fabriken im Dresdner Norden, sagt mit Blick auf den notwendigen Ausbau des ÖPNV jedoch auch: "Ich finde es grundsätzlich gut, wenn sich Industrieunternehmen daran beteiligen."

Titelfoto: Bildmontage: Holm Helis, Eric Münch

Mehr zum Thema Dresden Politik: