"F*** Dich": Politiker beleidigt Kollegin im Stadtrat!
Dresden - Beleidigungs-Eklat im Dresdner Stadtrat! Während der letzten Sitzung kam es zu einem unschönen Vorfall zwischen zwei Stadträten - mit Folgen ...

Als das städtische Parlament mit über 60 anwesenden Politikern am Abend nach vier Stunden gerade ein neues Thema besprechen wollte, meldete sich plötzlich Linken-Stadträtin Anne Holowenko (39) aufgeregt zu Wort. Sie machte öffentlich, was kurz zuvor zwischen den Sitzreihen passierte.
Sie habe der Debatte folgen wollen, was ihr jedoch schwerfiel, da sich die Stadträte Johannes Lichdi (58) und Michael Schmelich (68) von der Dissidenten-Fraktion lautstark unterhielten. Sie machte sich mit einem "Psssst" in Richtung der Herren bemerkbar – und damit hätte die Sache eigentlich erledigt sein können.
Stattdessen "wurde ich mit den Worten 'F*** Dich!' beleidigt von Herrn Lichdi", schilderte Holowenko. Sie beantragte unter Applaus vieler Räte den Ausschluss des Übeltäters, zumal es nicht das erste Mal gewesen sei.
"Was Kollegin Holowenko sagt, trifft leider zu", gab Lichdi am Mikrofon zu. "Ich entschuldige mich ausdrücklich dafür. Das war ein unentschuldbares Fehlverhalten."
Zwei Dutzend Stadträte solidarisieren sich mit Anne Holowenko

Letztlich hatte Lichdi Glück, dass er nach kurzer Aufregung mit einem Ordnungsruf davon kam. Der wurde ihm von Baubürgermeister Stephan Kühn (43, Grüne) erteilt, der die Sitzung leitete, von einem "schweren Verstoß" sprach.
Dennoch müsse laut Geschäftsordnung vor einem Ausschluss zunächst ein Ordnungsruf erfolgen.
Beeindruckend: Nach Sitzungsende traten rund zwei Dutzend Stadträte fast aller Fraktionen vors Mikrofon, solidarisierten sich mit Holowenko.
"Alle demokratischen Parteien werben mit unterschiedlichen Ansätzen dafür, mehr Frauen in die Politik zu holen, um die Repräsentation nicht-männlicher Sichtweisen in den Parlamenten zu stärken. Stadträtinnen des Dresdner Stadtrats haben sich schon vor längerer Zeit in einer fraktionsübergreifenden Gruppe zusammengefunden, um gemeinsam für eine demokratische, wertschätzende und gewaltfreie Debattenkultur im Stadtrat zu werben", trug Anke Wagner (41, CDU) stellvertretend vor.

"Viele männliche Kollegen unterstützen uns in diesem Anliegen, von einigen wurden wir dafür jedoch auch immer wieder belächelt. Der heutige Vorfall zeigt aus unserer Sicht leider sehr deutlich, warum weiter Handlungsbedarf besteht."
Titelfoto: Bildmontage: TAG24/Hermann Tydecks (2)