Jetzt auch auf der Carolabrücke: Autofahrer sollen für Radler Platz machen
Dresden - Neue Fahrbahn, Geländer, Beleuchtung: Monatelang rackerten Bauarbeiter auf dem Mittelzug der Carolabrücke. Nun fließt der Verkehr auf dem 375 Meter langen Bauwerk wieder.
Doch Baubürgermeister Stephan Kühn (43, Grüne) hat für das kommende Jahr schon neue Pläne.
Im Rahmen eines rund achtwöchigen Versuches wird dem zweispurigen Autoverkehr auf dem frisch sanierten Brückenzug B (Fahrtrichtung Altstadt) eine Fahrbahn entzogen und Radfahrern bereitgestellt.
Der Beginn des Tests ist für September 2024 geplant. Innerhalb dieser Zeit sollen die Folgen für den Verkehrsfluss untersucht und bis 2025 ausgewertet werden.
Damit reiht sich die Carolabrücke in eine Abfolge von Maßnahmen ein, mit denen die Verwaltung die Elbmetropole fahrradfreundlicher gestalten möchte. Ähnliche Schritte unternahm das Rathaus bereits stadtauswärts auf der Bautzner Straße (Höhe Elbschlösser).
Im kommenden Jahr sollen bei passender Witterung auch am Blauen Wunder zeitweise Radfahrstreifen aufgetragen werden.
Mehr Radverkehr auf der Brücke
Vertreter des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs Dresden (ADFC) fordern bereits seit 2010 einen separaten Fahrradstreifen auf der Carolabrücke. Bislang teilen sich Radler und Fußgänger auf Brückenzug C (Westseite, neben der Straßenbahn) eine Spur von 3,25 Metern Breite. Doch dieser Abschnitt soll analog zu den Zügen A und B im kommenden Jahr saniert werden.
"Seit 2005 hat sich der Autoverkehr auf der Carolabrücke von 55.000 Autos pro Tag auf heute etwa 27.000 halbiert", bekräftigte ADFC-Vorstandsmitglied Nils Larsen (40) die Unterstützung des Kühn'schen Vorhabens. Gleichzeitig habe der Radverkehr auf der Brücke deutlich zugenommen, der Platz sei auf Dauer nicht ausreichend.
Kritiker des Verkehrsversuchs befürchten eine weitere Einschränkung des Autoverkehrs im Zentrum.
Stadtrat Torsten Nitzsche (48, Freie Wähler) sagte gegenüber TAG24: "Die andauernde Störung des individuellen Verkehrs durch Radfahrerpolitik führt nicht zum Umstieg, sondern zum Verdruss aller anderen Verkehrsteilnehmer."
Nach Sanierung an der Brücke wird's wieder grün
Durch den vorläufigen Abschluss der Arbeiten kann nun auch Flora an beide Brückenköpfe zurückkehren. So möchte das Amt für Stadtgrün und Abfallwirtschaft am Carolaplatz drei streifenförmige Beete anlegen.
In den Beeten sollen verschiedene Mischungen an Blumenzwiebeln zwischen dem Frühjahr und Sommerbeginn für eine rot-blau-gelbe Farbenpracht in der Neustadt sorgen.
Auch für den Bereich um den Rathenauplatz (Altstadt) hat das Amt Vorstellungen. Dort werden die Rasenflächen instand gesetzt, der Boden darunter komplett ausgetauscht. In die frische Erde kommen Rosensorten und winterharte Kugellauche, die an das hiesige Klima angepasst sind.
Die Kosten beider Maßnahmen belaufen sich auf rund 65.000 Euro.
Titelfoto: Fotomontage: Holm Helis//Holm Helis//Holm Helis