Dresden - Für 70 Millionen Euro baut die Stadtentwässerung im Dresdner Norden einen Abwasserkanal, den Industriesammler Nord (ISN). Bis Jahresende soll ein Drittel der zehn Kilometer langen Trasse für die Chip-Industrie fertig sein. TAG24 besuchte eine Baugrube des Großvorhabens an der Grenze zu Radebeul.
Seit einer Woche läuft im Schatten von zwölf Meter hohen Spundwänden an der Forststraße der unterirdische Rohrvortrieb: Eine Hydraulikpresse schiebt sieben Tonnen schwere und 1,60 Meter dicke Stahlbeton-Rohre durch das Erdreich.
"Unser Ziel sind etwa 30 Meter pro Tag", erklärt Teamleiter Heiko Nytsch (52) das Vorgehen. Sechs Tiefbauer kämpfen sich dafür mit einer Bohrscheibe bis zur 1,1 Kilometer weiter südlich gelegenen Grimmstraße durch.
Die Arbeiten auf den fünf Teilabschnitten der Gesamtstrecke liegen im Kosten- und Zeitplan. Wichtig, denn schon im Herbst 2026 nimmt die Erweiterung von Halbleiter-Riese Infineon die Produktion auf.
Ein Jahr später folgt der Start von ESMC. Für die Stadtentwässerung bedeuten die Neuansiedlungen im Chip-Revier eine deutliche Steigerung der Abwassermengen.
Bau des ISN kein Selbstläufer
Bereits in den vergangenen sechs Jahren schwoll das Volumen aus der Industrie um 45 Prozent an - auf heute 10,2 Millionen Kubikmeter. Allein das Aufkommen der Halbleiterfirmen entspricht dem Verbrauch von 250.000 Einwohnern. Diese Werte werden sich bis 2027 nahezu verdoppeln.
Ein Selbstläufer ist der Bau des ISN aber nicht, häufig stehen die Fachleute vor Herausforderungen. Auf dem Heller begegnet den Tiefbauern Hausmüll einer ehemaligen Deponie. Und an der Forststraße musste zunächst die wichtige Zugstrecke in Richtung Meißen und Leipzig unterquert werden."Aus Sicherheitsgründen haben wir den Tunnel dort mit einem zweieinhalb Meter dicken Schutzrohr ausgestattet", so Co-Chef Rainer Aurin (49).
Ende Dezember soll der Vortrieb gen Süden fertig sein. Es folgt die Einziehung eines Kunststoffrohrs - der eigentlichen Wasserleitung. Die Fertigstellung ist bis spätestens 2027 geplant.