Rathaus untersagt Kritik an Kühns umstrittenem Fahrrad-Zähler
Dresden - Das lässt tief blicken: Inmitten der tiefsten Dresdner Haushaltskrise der vergangenen 20 Jahre kaufte Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne) sogenannte Fahrradbarometer, die "Radfahrende" zählen sollen.

Kosten pro Stück: schlappe 50.000 Euro. Pro Standort sind es 100.000 Euro, da die Fahrradbarometer in beide Richtungen aufgestellt werden.
Im Internet ließen die Dresdner daraufhin Dampf ab. Doch nach 500 Kritiken war Schluss: Die Stadt schaltete die Kommentarfunktion einfach ab.
Zur Erinnerung: Auf der St. Petersburger Straße steht Dresdens erster Fahrradbarometer. Der längliche Bildschirm zählt und zeigt die vorbeifahrenden Fahrräder für den Tag und das Jahr.
Die fünf Stück sollen "ein Bewusstsein dafür [schaffen], wie viele Fahrradfahrer täglich auf der viel befahrenen Straße unterwegs sind", so die Stadt. Standorte sollen hinzukommen: am Sachsenplatz, der Wilsdruffer und Lennéstraße und am Dr.-Külz-Ring.
Und das, obwohl Dresden sparen muss. Nur 8 von 99 Springbrunnen plätschern in dieser Saison, Tausenden Schulkindern wurde der Ferienpass gestrichen und die DVB fahren seltener, um das Haushaltsloch zu stopfen. 2027 kommen Kredit-Schulden von 220 Millionen Euro hinzu.
Stephan Kühn steht in der Schusslinie

Auch, wenn 65 Prozent der Anschaffungskosten für die Zähler vom Bund getragen werden, verstehen viele den kostspieligen Erwerb nicht.
"Liebe Stadt Dresden, damit habt ihr einfach nur den Unmut des größten Teils unserer Stadtbewohner auf euch gezogen", schrieb eine Nutzerin auf Facebook. "Unglaublich, wo hier die Prioritäten gesetzt werden", ein anderer. Ein Dritter scherzhaft: "Macht mal 'nen Zähler für die Autos, die nicht mehr über die Carolabrücke fahren können."
Doch nach 500 Kommentaren war Schluss. Mit Verweis auf die "Netiquette" schloss die Stadt die Kommentarspalte.
Amts-Chef Kühn steht ja auch wirklich ständig in der Kritik. Zum Beispiel für seinen gescheiterten Verkehrsversuch am Blauen Wunder, der vom Bund der Steuerzahler gerügt wurde. Dabei kostete der "nur" 181.814,60 Steuer-Euro ...
zuletzt aktualisiert: 22. April, 12.16 Uhr
Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe