Gebühren-Hammer in Dresden: Unser Müll wird schon wieder teurer!
Dresden - Unser Dreck wird immer teuer. Die Stadt plant daher eine drastische Erhöhung der Müllgebühren ab 2024. Durchschnittlich muss der Bürger dann monatlich 23,4 Prozent mehr für seinen Abfall zahlen.

Alle drei Jahre muss die Stadt Dresden ihren Müllplan vorlegen. Bereits 2021 wurde festgestellt, dass die Müllgebühren um rund 5,4 Prozent gestiegen und damit rote Zahlen geschrieben worden sind.
Für 2024 und die beiden Folgejahre musste also ein neuer Plan her, den Ida Kremer (62), die Finanz-Chefin im Rathaus, nach minutenlanger, minutiöser Rechenleistung in einem Satz begründet: "Um das bisherige Modell zu halten, reichen uns die bisher eingeplanten 50 Millionen Euro pro Jahr einfach nicht aus."
Das fehlende Geld wird man sich von den Bürgern holen.
Je kleiner dabei die Tonne, desto größer die verzeichnete Mülldichte und umso heftiger die Erhöhung für den Bürger: Wo die 80-Liter-Restmülltonne für die zweiwöchentliche Abholung bisher 3,70 Euro fällig waren, sind es ab kommendem Jahr 4,59 Euro pro Monat (24,1 Prozent mehr).
Bei einem großen 1100 Liter Abfallbehälter steigen die Kosten von 38,67 auf 47,23 Euro um 22 Prozent pro Monat.

Mülltrennung in Dresden ein Problem?

Von Wertstofftonne für Glas und Pappe bis zum Mülleimer im Park, von Plattenbau bis Traumvilla sammelt die Stadt jährlich 180.000 Tonnen Müll mit rund vier Millionen Leerungen ein (rund 315 Kilo Müll pro Person jährlich).
Daher sieht der Abteilungsleiter für Abfall in Dresden den zahlenden Bürger auch in der Pflicht: "Abfallanalysen zeigen, dass noch Potenziale zur Reduzierung des Restabfalls bestehen", so Thomas Kügler (53).
Der neue Dreijahresplan steht dabei auf wackligen Säulen. Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen sich die Abgaben für CO2-Ausstoß verdoppeln und unsere Abgaben damit nochmal in die Höhe steigen lassen.
Kommentar: Firmen sollten mehr für Müllentsorgung zahlen!

TAG24-Redakteur Jakob Anders kommentiert die Gebührenerhöhung
Eines der wichtigsten Instrumente zur Aufrechterhaltung und Pflege des gemeinsamen Lebensraumes ist die organisierte Abfallwirtschaft. Würden die Arbeiter der Stadtreinigung nicht erscheinen und uns von den Resten unserer Lebensführung befreien, wir würden innerhalb kurzer Zeit darin ersticken.
Die Argumente, die der Abgabenerhöhung für unseren Hausmüll zugrunde liegen, sind nachvollziehbar: Personalkosten gestiegen, Benzin teurer, Engpässe bei Lieferketten für defekte Einzelteile - man kennt das Organon der Preiserhöhung längst aus anderen Bereichen.
Stutzig werde ich aus Erfahrung: Ich weiß, dass jedes mittelständische Handwerksunternehmen in Dresden eine große schwarze Tonne im Hof stehen hat, die mit "Industriemüll" betitelt wird. Produktionshelfer, die Verpackungsmaterial von gelieferten Einzelteilen entsorgen sollen (Folie, Styropor, Schrauben), werfen alles klein geteilt in diese Tonne. Der Kippeneimer aus der Pausenecke im Hof landet genauso obendrauf wie der mit Alufolie umwickelte Pausenbrotrest des Kollegen.

Es wirkt absurd, wenn ich mir nach Feierabend Gedanken darüber mache, wie oder wo ich meinen privaten Verpackungsmüll entsorgen soll (halb Papier, halb Plastik). Während der Schicht bin ich Umweltsünder - und nach Feierabend ist es meine Aufgabe, die Stadt zu retten, obwohl ich 25 Prozent mehr zahle?!
"Das Modell wird nicht geändert." Diesen Satz sagte Finanzchefin Ida Kremer (62) zweimal während der 30-minütigen Pressekonferenz. "Modell" bedeutet hier weiterhin: radikale Trennung zwischen industriellem und privatem Müll in Dresden.
Noch ist Zeit, um das "Modell" zu prüfen. Die verständnisvollen Bürger werden zahlen.
Titelfoto: Montage: dpa/Robert Michael, dpa/Jan Woitas