Freie Wähler in Dresden: Neuer Zoff ums Stadtmuseum!
Dresden - Im Vorfeld und Nachgang gab es bundesweit Aufregung, auch ein Hin und Her des Rathauses um die letztlich erteilte Genehmigung: Zum Jahrestag der Reichspogromnacht hatte die Dresdner Stadtratsfraktion der Freien Wähler vergangenen November eine umstrittene Lesung im Stadtmuseum abgehalten, bei der prominente Gäste wie Uwe Steimle (60) aus Victor Klemperers "LTI" lasen. Jetzt gibt es wieder Streit um eine neue Veranstaltung.
So plant die fünfköpfige Fraktion am 26. April eine Lesung mit Gästen aus Erich Kästners (1899-1974) "Die Schule der Diktatoren".
Das ist ein 1956 erschienenes Theaterstück, das politischen Machtmissbrauch und Manipulation der Menschen thematisiert. Anlass sei der 125. Geburtstag und 50. Todestag Kästners, der in Dresden geboren wurde und aufwuchs.
Die Freien Wähler würden dafür wieder gerne den Festsaal im Stadtmuseum (gehört der Stadt) nutzen, fragten an.
Nun erhielten sie von dort auf Nachfrage die Auskunft, das Rechtsamt der Stadt prüfe, "inwiefern Kulturveranstaltungen Stadtratsarbeit sind".
Für Stadträtin (und Buchhändlerin) Susanne Dagen (52) hat das einen "bitteren Beigeschmack", ist die Lesung kulturpolitische Fraktionsarbeit.
Rathaus leitet rechtliche Prüfung ein
Die Freien Wähler kritisieren insbesondere Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (46, Linke), die lieber das Rechtsamt einschalte, anstatt ein Gespräch zu suchen.
"Eine Kommunikations-Unkultur", so Dagen. "Ausgerechnet [die] Kulturbürgermeisterin verhindert Kultur."
Das Rathaus bestätigt die rechtliche Prüfung der geplanten Veranstaltung. "Diese Prüfung ist noch nicht abgeschlossen, weshalb dazu noch keine Informationen gegeben werden können", so ein Stadtsprecher.
Die Freien Wähler hätten zudem keinen Kontakt mit der Kulturbürgermeisterin aufgenommen.
Dagen kündigte bereits an, sich gegen eine Ablehnung der Lesung wehren zu wollen.
Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel, Christian Juppe, imago/ZUMA/Keystone