Fast 200 Strafzettel verteilt: Rathaus verteidigt Knöllchenflut bei Schlössernacht
Dresden - Als das Feuerwerk der Schlössernacht in den Himmel aufstieg, lagen sich Pärchen in den Armen, stießen Freunde mit einem Glas Sekt auf das Leben an. Was keiner der Gäste wusste, manche jedoch ahnten: Am Rande des Festes verteilten die Politessen des Dresdner Ordnungsamtes wieder fleißig Knöllchen.
Die Bilanz ist beeindruckend. Ganze 196 Falschparker-Zertifikate flatterten den zum Teil weitgereisten Besuchern unter die Scheibenwischer. Und das an einem Samstag.
In der Stadtkasse klingelt's: Die Summe der verhängten Verwarngelder für besagte Nacht beläuft sich auf satte 9275 Euro, teilte ein Rathaussprecher mit.
Schwerpunkte der Zettel-Verteilungsorgie waren die nahe gelegene Bautzner Straße (132 Knöllchen) sowie die Brockhaus- (41) und Fischhausstraße (15). Dabei ist das Phänomen nicht neu.
2010 sorgte das massenhafte Verteilen von Bescheiden am Rande des Schlösserspektakels erstmals für Aufsehen. Damals übernahm Veranstalter Mirco Meinel (52, First Class Concept) die Rechnung der Gäste.
Abrücken von dieser Praxis? Nicht mit Dresden!
"Ich kann es nicht ganz nachvollziehen", sagt der Unternehmer in Richtung der Falschparker. Denn Meinel sorgt mit großem Aufwand für kostenfreie Parkplätze, Bus-Shuttles und Ausschilderungen, die auf erstere hinweisen.
"Recht muss durchgesetzt werden", sagt FDP-Stadtrat Robert Malorny (45). "Doch ist die Verkehrssicherheit gewährleistet, sollte die Verwaltung kurzfristige Ausnahmeregelungen prüfen."
Hingegen langte das Ordnungsamt dieses Jahr auch schon bei anderen Gelegenheiten kräftig zu. Auf den drei Rammstein-Konzerten (Mitte Mai im Ostragehege) wurden 585 Knöllchen unters Volk gebracht. Dabei kamen in Summe 18.420 Euro zusammen. Von dieser Praxis abrücken möchte die Stadt nicht.
Eine Aussetzung der Ahndung ohne Grundlage sei nicht vorgesehen, teilte das Rathaus auf Anfrage mit. Die Höhe der Verwarn- und Bußgelder folgten einer festen Vorgabe. "Der Gemeindliche Vollzugsdienst hat hier keine Handlungsmöglichkeiten."
Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe, Holm Helis