Fahrplan steht! Sachsen öffnet langsam seine Schulen
Dresden - Der Fahrplan für Sachsens Schulen steht: Ab 6. Mai sollen Schüler aller Vor-Abschlussklassen der Gymnasien, Berufsbildenden Schulen, Ober- und Förderschulen wieder die Schule besuchen.
Ebenso die vierten Klassen von Grund- und Förderschulen. Weitere Klassen könnten Ende Mai folgen, so Kultusminister Christian Piwarz (44, CDU). Bisher waren die Schulen nur für die Abschlussklassen geöffnet.
Ab Mittwoch kommender Woche (6. Mai) geht's für diese Schüler wieder los:
- Grundschüler der 4. Klasse
- Oberschüler der 8. Klasse (Hauptschulzweig) bzw. 9. Klassenstufe (Realschulzweig)
- Förderschüler (Schwerpunkt Lernen) der Stufen 4, 8 und H 9
- Gymnasiasten der Stufe 11
- Berufliche Gymnasiasten der 12. Klassen
- Berufsschüler mit Prüfungen im kommenden Jahr
Die nächste Öffnungsstufe könnte drei Wochen später (25. Mai) folgen. Ab dann ist laut Minister Piwarz "denkbar", dass auch die restlichen Klassen wieder in die Schule können.
Allerdings nur in Teilzeit: Es werde ein "Wechsel zwischen Präsenzzeiten und Lernen zu Hause" geben.
Schulbetrieb wie vor Corona ist definitiv ausgeschlossen
Grundsätzlich werden die anwesenden Klassen an den Schulen wegen der Abstandsregeln geteilt.
Masken werden empfohlen, Schulen können sie auch zur Pflicht machen, aber keine Sanktionen aussprechen.
Mit dem vorhandenen Personal könne so die reguläre Stundentafel aber nicht abgedeckt werden. Es gelte vielmehr, so Piwarz, "Kernkompetenzen" zu vermitteln. Einen regulären Schulbetrieb wie zu Zeiten vor Corona schließt der Minister bis zu den Ferien definitiv aus.
Übrigens: Tagesmütter dürfen ab Montag wieder arbeiten. Für die Kitas wird "mit Hochdruck" an einem Öffnungsplan gearbeitet. Piwarz: "Wir wissen, dass der Druck und die Nachfrage hier am größten ist."
Die Notbetreuung soll noch mal ausgebaut werden. "Es ist aber keine Option, nur Notbetreuung bis zu den Ferien anzubieten."
So mühsam ist die Lage für Lehrer
Nicht nur für Schüler ist das Lernen über LernSax eine große Umstellung. Auch für Lehrer birgt dies eine Herausforderung - nicht nur technisch.
Manfred Schaller (62), Lehrer an der 35. Oberschule in Dresden-Löbtau, wurde Mitte März ins kalte Wasser geworfen. TAG24 erzählt er, wie schwierig Lehrersein derzeit ist.
"Lehrer haben etwas von Schauspielern. Unsere Bühne ist die Schule", sagt Schaller, der Deutsch, Geschichte und Ethik lehrt.
Die Bühne fehlt seit Mitte März. Das Aus kam plötzlich. Manfred Schaller fand die Einarbeitung auf der Online-Plattform als "digitaler Analphabet", wie er sich nennt, "mühsam". Drei Tage dauerte es.
Seither stellt er für seine rund 120 Schüler wöchentlich Aufgaben ins Netz - allerdings auf die Homepage der Schule.
Das ist für viele, die technisch nur mit einem Smartphone ausgerüstet sind, einfacher abzurufen.
Corona ist für den Lehrer eine Chance
Manfred Schaller schätzt, über LernSax nur etwa ein Drittel seiner Schüler zu erreichen. Diese melden sich per Mail bei ihm, stellen Fragen.
Schaller stellt kreative Aufgaben, die später gemeinsam verglichen werden. Er schreibt beispielsweise den Anfang einer Geschichte, die weitergeschrieben werden soll.
Gleichzeitig bereitet sich der Pädagoge auf den Neustart vor, darauf, wie Versäumtes aufgeholt werden kann.
Der fehlende soziale Kontakt zu seinen Schülern ist es, was ihm zusehends zu schaffen macht. Zu jammern hat er sich jedoch verboten.
Corona sieht der Pädagoge auch als Chance. Alles war dem Wachstum unterworfen, die Wirtschaft stand im Mittelpunkt. "Nein", sagt Manfred Schaller, "es ist der Mensch."
Sein größter Wunsch ist vielleicht deshalb: "Ich möchte meine Bühne morgen wiederhaben."
Titelfoto: dpa/Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild