Eskalation im Brunnen-Streit: Dieses Hilbert-Event will Fraktion jetzt "opfern"

Dresden - Dresdens Brunnen-Ärger spitzt sich zu und wird jetzt Thema im Stadtrat. Die Entscheidung der Verwaltung unter Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (59, Grüne), aus Kostengründen nur acht Brunnen sprudeln zu lassen, sorgt fraktionsübergreifend für teils heftige Kritik. Die einhellige Forderung: Wasser marsch!

Keine Abkühlung an heißen Tagen: Die beiden Brunnen am Albertplatz (hier: "Stürmische Wogen") bleiben trocken.
Keine Abkühlung an heißen Tagen: Die beiden Brunnen am Albertplatz (hier: "Stürmische Wogen") bleiben trocken.  © Steffen Füssel

Nur acht von rund 100 Brunnen will Jähnigen wegen der angespannten Haushaltslage aus dem Winterschlaf holen. Teils nur, um Funktionalität und Gewährleistungsansprüche nach kürzlich erfolgten Sanierungen zu prüfen.

Insbesondere Kosten für Strom, aber auch Wasser sollen so gespart werden. Jähnigen spricht von einer "sechsstelligen Summe", auf den Rathaus-Fluren ist von bis zu maximal 400.000 Euro die Rede.

"Warum erfährt der Stadtrat knapp zwei Wochen nach dem Haushaltsbeschluss von fehlenden Mitteln für die Brunnen? In den Verhandlungen wurde das von der Umweltbürgermeisterin nie angezeigt. So sieht schlechtes Handwerk in der Stadtspitze aus", kritisiert SPD-Rätin Julia Hartl (38).

Ein Barometer kostet 50.000 Euro: Bürgermeister will Fahrräder zählen
Dresden Politik Ein Barometer kostet 50.000 Euro: Bürgermeister will Fahrräder zählen

"Gerade in Zeiten immer heißerer Sommer ist es doch völlig absurd, Brunnen abzuschalten. Diese sorgen für Abkühlung, verschönern unsere Plätze und erhöhen die Aufenthaltsqualität - gerade für Familien mit Kindern", so Hartl.

Auch der denkmalgeschützte Schalenbrunnen (wurde erst 2021 saniert) der Dresdner Künstlerin Leoni Wirth (1935-2012) auf dem Dippoldiswalder Platz bleibt so trostlos.
Auch der denkmalgeschützte Schalenbrunnen (wurde erst 2021 saniert) der Dresdner Künstlerin Leoni Wirth (1935-2012) auf dem Dippoldiswalder Platz bleibt so trostlos.  © Steffen Füssel
SPD-Rätin Julia Hartl (38) kritisiert die Stadtspitze.
SPD-Rätin Julia Hartl (38) kritisiert die Stadtspitze.  © Thomas Türpe

Linke will Hilberts Rathausfeier streichen lassen

Linken-Fraktions-Chef André Schollbach (46) will die Rathausfeier für die Brunnen "opfern".
Linken-Fraktions-Chef André Schollbach (46) will die Rathausfeier für die Brunnen "opfern".  © Thomas Türpe

Die Linke spricht von einer "Fehlentscheidung" und will jetzt die kostspielige Rathausfeier "opfern", die OB Dirk Hilbert (53, FDP) für 18-Jährige veranstaltet.

"Statt an einem einzigen Abend einen sechsstelligen Betrag für eine Party zu verballern, sollte dieses Geld für den Betrieb der Springbrunnen verwendet werden", fordert Fraktions-Chef André Schollbach (46).

Die Fraktion beantragte auch eine Grundsatzdiskussion im Stadtrat zum Thema, in der es auch um die "politische Verantwortung für diese Fehlentscheidung" gehen soll.

Teurer Spaß: OB Dirk Hilbert (53, FDP) lädt jeden Sommer Dresdens junge Erwachsene zur Party ins Rathaus ein.
Teurer Spaß: OB Dirk Hilbert (53, FDP) lädt jeden Sommer Dresdens junge Erwachsene zur Party ins Rathaus ein.  © imago images/Sylvio Dittrich

"Wasser marsch!", fordert eine Petition, die Team Zastrow neben einem Antrag für die Ratssitzung (22. Mai) jetzt initiiert hat. Bislang unterzeichneten über 300 Unterstützer.

Titelfoto: Montage: Steffen Füssel, Thomas Türpe

Mehr zum Thema Dresden Politik: