Dresdner durften sich umschauen: Besuch im Bordell, das zum Flüchtlingsheim wird
Dresden - Statt eines Bordells eröffnet nun eine Flüchtlingsunterkunft in Torna (Leubnitz-Neuostra). Bevor ab nächster Woche erste Flüchtlinge einziehen, konnten am heutigen Mittwoch Einheimische einen Blick in die spezielle Unterkunft werfen, die sich sichtlich von anderen Heimen unterscheidet.
Das frisch sanierte Gebäude ländlicher Gegend bietet 28 Zimmer und Platz für 44 Asylsuchende. Die Stadt hat es für fünf Jahre angemietet. "Wer ist der Eigentümer?", lautete die erste Frage der Besucher. Die Riege an städtischen Mitarbeitern konnte das zunächst nicht beantworten, später hieß es "Datenschutz". Auf die meisten anderen Fragen gab es Antworten.
Die Wohnzimmer mit schlichten Möbeln sind auf zwei Etagen verteilt, bieten ein bis drei Betten (auch mit städtischer Tiger-Bettwäsche), einen Tisch mit Stühlen, Schränke. Die farbenfrohen Wände, rote Stoff-Vorhänge vorm Fenster und die Badezimmer erinnern noch ans frühere Freudenhaus-Inventar.
"So eine schöne Dusche habe ich nicht", sagt ein Besucher. Auch Bernd Lange (72), der im Viertel wohnt und am Mittwoch erstmals vom neuen Asylheim hörte, findet "alles perfekt und sauber. Wer hier einzieht, kann zufrieden sein".
Im Flur hängen Kameras. "Rauchen verboten" steht auf Schildern in sieben Sprachen.
"Wir erwarten hier keine Probleme"
Aus welchen Ländern die voraussichtlich alleinreisenden Männer kommen, steht noch nicht genau fest. Einfach gehalten sind Gemeinschaftsküche (Herd, Spüle), Speiseraum (Tisch, Stühle), Waschküche (Waschmaschinen).
Heimleiterin und Sozialbetreuerin Lucile Rounet (29) geht auf Sorgen der Gäste ein (etwa: "Ich habe ein ungutes Gefühl"), beantwortet kritische Fragen zur Sicherheit (Wachschutz am Wochenende rund um die Uhr, in der Woche 20 bis 8 Uhr), Nachtruhe (22 bis 6 Uhr) und zur Betreuung.
"Ich kenne bald alle Bewohner mit Namen, helfe bei der Suche nach Deutschkursen, Wohnung und Arbeit", sagt sie. Auch die Caritas wird die Unterkunft regelmäßig besuchen, die Polizei bestreifen.
"Wir erwarten hier keine Probleme", sagt Thomas Wolter (59), Chef der gleichnamigen Betreiberfirma.
Titelfoto: Fotomontage: Thomas Türpe//Thomas Türpe