Dresdens beliebtester Spielplatz nur noch ein Wrack: "Piratenboot" versinkt im Haushaltsloch

Dresden - Kinder lieben den Spielplatz mit dem begehbaren Piraten-Kahn am Elberadweg unweit des Fährgartens. Doch im April kam es zum "Schiffbruch", musste der Spielplatz wegen Holzschäden abgebaut werden. Nun der Schock: Kaum etwas konnte repariert werden, übrig blieb nur ein trauriges Wrack. Und für Ersatz-Spielgeräte fehlt der Stadt das Geld ...

"Echt schade!" Auch Mutter Franca (29) kam früher mit ihrem Sohn Jonas (1) gerne auf den Piraten-Spielplatz.
"Echt schade!" Auch Mutter Franca (29) kam früher mit ihrem Sohn Jonas (1) gerne auf den Piraten-Spielplatz.  © Thomas Türpe

Matschtisch, Sandkran, ein Labyrinth im Unterdeck und sogar eine Schiffsglocke: Für kleine und große Seeräuber war der elbnahe Spielplatz ein Paradies, ein Treffpunkt für Eltern mit ihren Kids. Sogar Kita-Gruppen eroberten das Schiff regelmäßig.

Das ist vorbei. Der Piraten-Kahn ist quasi untergegangen. Dabei gibt es den städtischen Spielplatz im Überflutungsgebiet der Elbe seit 2003. Ex-OB Helma Orosz (heute 71, CDU) weihte ihn 2014 persönlich wieder ein, nachdem die Spielgeräte im Hochwasser 2013 untergegangen waren.

Die Reparatur hatte 40.000 Euro gekostet, wurde auch mit Spenden von Peter Maffay (74) finanziert. Seitdem wurden die Spielgeräte fünfmal vor Hochwassern (ab 5,50 Meter) demontiert, zuletzt 2023.

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Doch im April stellte das Rathaus aufgrund Verschleißes "erhebliche Holzschäden" fest, montierte alles ab, wollte bis Herbst wieder alles aufbauen.

Kinder müssen Alternativen aufsuchen

Von der einst prächtigen Spielstätte ist nur ein Rest geblieben.
Von der einst prächtigen Spielstätte ist nur ein Rest geblieben.  © Thomas Türpe
Einstiges Paradies: Der Piraten-Spielplatz am Elberadweg in der Johannstadt war Treffpunkt für Jung und Alt.
Einstiges Paradies: Der Piraten-Spielplatz am Elberadweg in der Johannstadt war Treffpunkt für Jung und Alt.  © Norbert Neumann
Einsam, leer, vermüllt: So traurig sah der städtische Spielplatz Freitagvormittag aus.
Einsam, leer, vermüllt: So traurig sah der städtische Spielplatz Freitagvormittag aus.  © Thomas Türpe
Die Abfallbehälter waren überfüllt.
Die Abfallbehälter waren überfüllt.  © Thomas Türpe

Die Firma Holzwerkstatt Frank Dietze konnte jedoch nur einen Teil des Hecks retten, das vorm Kindertag wieder aufgestellt wurde.

"Alle anderen Spielgeräte müssen ersetzt werden", teilte die Stadt mit. Allerdings sei "die Finanzierung offen, da der diesjährige Haushalt ausgelastet ist", so eine Rathaus-Sprecherin. Heißt: Aktuell ist kein Geld da.

"Das finde ich echt schade", sagt Mutter Franca (29), die mit Sohn Jonas (1) gerne herkam und das Piratenboot eroberte. "Zumal Dresden wirklich nicht viele schöne Spielplätze hat. Die besten sind im Zoo, wo wir jetzt auch hinfahren", sagt die Dresdnerin und kehrt dem Wrack den Rücken.

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"Ich hoffe aber, dass sich hier doch noch eine Lösung findet."

Spielplatz retten! Ein Kommentar von Hermann Tydecks

TAG24-Redakteur Hermann Tydecks.
TAG24-Redakteur Hermann Tydecks.  © Eric Münch

Immer öfter höre ich von verschiedenen Seiten: Wir veranstalten für zig Millionen eine Bundesgartenschau (BUGA). Wir pumpen Millionen in die Asylbetreuung auch für Menschen, die darauf eigentlich kein Recht haben oder unseren Staat missbrauchen. Wir bauen für 120 Millionen Euro ein supermodernes Verwaltungszentrum. Und wir subventionieren als Kulturstadt Konzerte. Aber ein paar Tausend Euro für einen Spielplatz - die haben wir nicht.

Klar, man darf nicht alles so pauschalisieren. Die BUGA bringt uns auch Fördermillionen zur Aufwertung unserer Stadt. Der ganz überwiegende Teil der Flüchtlinge achtet unsere Regeln. Auch Rathaus-Mitarbeiter sollen natürlich einen guten Arbeitsplatz haben und Konzerte etwa von der Philharmonie sind toll.

Im Kern stimmt es aber schon: Kleinere Projekte, insbesondere in den Stadtteilen, bleiben nicht selten auf der Strecke, weil kaum Geld da ist bzw. wegen Haushaltskürzungen oder -sperrungen nicht (voll) ausgegeben werden darf.

Ich verstehe jedenfalls jene Menschen, bei denen dieser Eindruck entsteht - und ich sage es ganz klar: Kein Wunder, dass auch immer mehr Dresdner die AfD wählen. Viele Bürger interessieren sich nicht für Zahlen-Jonglier-Spiele, für haushälterische Etat- oder Budgetgrößen oder getrennte Geld-Töpfe. Sie zahlen Steuern und sehen eben, was (nicht) geht. Und offenbar sind so viele frustriert wie noch nie.

Ich finde: Unsere Politik und Verwaltung sollte sich wieder mehr auf die "kleinen Probleme" konzentrieren, etwa den Spielplatz schnellstmöglich wieder aufbauen. Bleibt die Spielstätte so, wie sie ist, wäre es ein fatales Signal.

Titelfoto: Bildmontage: Thomas Türpe

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