"Klient:innen-Kontakte"? Neuer Gender-Streit im Dresdner Rathaus
Dresden - Eine Verwaltung muss an ihre Schriftsprache besondere Maßstäbe anlegen: Die Texte müssen präzise sowie verständlich sein und sollen gleichzeitig möglichst viele Beteiligte miteinbeziehen. Wie dieser Spagat im Amts-Alltag umgesetzt werden soll, darüber gehen die Meinungen auseinander.
"Mitarbeiter", "Mitarbeitende" oder doch "Mitarbeiter*innen"? Über die Wahl der richtigen Ansprache wird immer wieder kontrovers diskutiert.
Die Allgemeine Dienst- und Geschäftsanweisung (ADA) des Rathauses legt zunächst einmal fest, dass im amtlichen Schriftverkehr die Gleichberechtigung von Frauen und Männern zu berücksichtigen ist.
"Allerdings schreibt sie den Beschäftigten keine starren Regeln zur geschlechtergerechten Sprache vor", erklärte Stadtsprecherin Barbara Knifka (56) auf Anfrage.
Bedeutet in der Praxis: freie Hand für die Bürgermeister bei der Eintragung von Gendersternchen und anderen Binnenzeichen. Tatsächlich finden sich in Rathaus-Dokumenten (liegen TAG24 vor) Wörter wie "Schüler:innengruppen", "Mitgliedern/-innen", "Klient:innen-Kontakte" oder "Zuwendungsempfänger*innen".
Diese stammen aus den Geschäftsbereichen linker und grüner Beigeordneter - aber auch aus der Domäne von OB Dirk Hilbert (53, FDP).
Die CDU fordert eine klare Linie bei der geschlechtergerechten Sprache
Die Nutzung solcher Konstruktionen wird vom deutschen Rechtschreibrat abgelehnt, betont die CDU.
Sie kritisiert, dass trotz eines Ratsbeschlusses von 2023 entsprechende Vorgaben in der Verwaltung nicht umgesetzt werden.
"Es gibt einen großen Unterschied, ob man geschlechtersensibel kommuniziert oder mit Sonderzeichen gendert", erklärte Fraktions-Chefin Heike Ahnert (44).
Die Christdemokratin schlägt vor, dass sich Dresden an einem bewährten, elfseitigen Sprach-Leitfaden der Schwesterstadt Leipzig (regiert von einem SPD-OB) orientiert.
Die AfD will zurück zum generischen Maskulinum
Dass in jenem Papier mitunter die Nutzung einer Schreibweise mit Schrägstrich ("Mitarbeiter/-innen") empfohlen wird, stößt wiederum bei der AfD auf Ablehnung.
Stadträtin Silke Schöps (49) schlägt stattdessen vor, auf das "Handbuch der Rechtsförmlichkeit" (Bundesjustizministerium) zurückzugreifen.
Dort stünden Klarheit und Einfachheit der Formulierung im Mittelpunkt.
Schöps: "Wenn es auf das Geschlecht der Person im konkreten Fall nicht ankommt, ist weiterhin die Verwendung des generischen Maskulinums möglich."
Titelfoto: Holm Helis