Dresden will Route der Linie 8 verlängern: Was steckt dahinter?
Dresden - Dresdens Halbleiter-Industrie wächst. Bis Ende des Jahrzehnts könnten in der Boom-Branche 10.000 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen. Die Fabrik von ESMC soll schon 2027 in Betrieb gehen. Für das Rathaus bedeutet das dringenden Handlungsbedarf im Norden der Stadt - auch beim Thema ÖPNV.
Es gibt bereits Pläne: So soll die Straßenbahnlinie 8, welche bislang zwischen Hellerau und der Südvorstadt verkehrt, zukünftig bis in das "Chip-Revier" (Wilschdorfer Landstraße) fahren.
Derzeit werden mit den DVB verschiedene Varianten für die Streckenführung geprüft. Ein Entwurf zeichnet beispielsweise die zu verlängernde Route ausgehend von der Haltestelle "Brunnenweg" über den Vorerlenweg und die südliche Rähnitzer Allee bis kurz vor Boxdorf. Ein anderer würde die Bahn in einem Teilabschnitt westlich entlang der A4 zu den Fabriken führen.
Eine verlängerte Linie 8, inklusive neuer Haltepunkte, könnte im 10-Minuten-Takt schätzungsweise 3500 zusätzliche Fahrgäste pro Tag an ihr Ziel bringen.
Dadurch entfielen vor Ort 1200 Autofahrten, so das Ergebnis einer Studie. "Wir rechnen mit einem überschaubaren Betriebsaufwand, zwei zusätzlichen Bahnen", erklärte Martin Gawalek (47), der das DVB-Verkehrsmanagement leitet.
Verlängerung pünktlich zur Eröffnung der ESMC-Fabrik fertig?
Einen genauen Kosten- und Zeitplan gibt es aber noch nicht. Die Stadt möchte zunächst die Vorplanung bis Ende dieses Jahres abschließen. Dann entscheidet der Stadtrat über die Varianten, es folgen Genehmigungsverfahren.
Ob die Verlängerung pünktlich zur Eröffnung der ESMC-Fabrik fertig ist? "Das ist ein sehr optimistisches Szenario", betonte Baubürgermeister Stephan Kühn (45, Grüne).
Auch Verkehrspolitiker im Stadtrat äußerten sich zum Vorhaben. Angesichts der angespannten Haushaltslage fordert AfD-Politiker Marco Dittrich (37), dass sich Chip-Unternehmen finanziell an den Maßnahmen beteiligen.
Und Stefan Engel (31, SPD) warnt vor den langsamen Mühlen der Bürokratie: "Baubürgermeister und Oberbürgermeister müssen verhindern, dass dieses Projekt im Ämter-Pingpong untergeht."
Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch, Norbert Neumann