Dresden schrumpft erstmals seit Jahren: Wer flieht aus der Stadt?
Dresden - Jahrelang war es völlig klar: Dresden wächst und platzt aus allen Nähten. Doch erstmals seit Langem ging jetzt die Einwohnerzahl deutlich zurück.
Vor allem junge Leute kehren der Stadt den Rücken. Leipzig ist als größte Metropole im Freistaat längst enteilt. Ist Dresden voll?
Die Fakten: Seit 1999 wächst Dresden eigentlich kontinuierlich. Hauptgründe dafür waren mehr Zu- als Fortzüge und deutlich mehr Geburten als Sterbefälle. So war Elbflorenz jahrelang sogar Geburtenhauptstadt Deutschlands. Ein Titel, den Dresden 2016 an Leipzig verlor.
Im ersten Quartal 2020 starben 259 Personen mehr als geboren wurden. Da auch das Saldo zwischen Zuzügen und Fortzügen negativ war (615), ging die Einwohnerzahl im Vergleich zu Ende 2019 um 0,15 Prozent zurück. Zahlenmäßig war hier die Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen am stärksten rückläufig.
Besonders deutlich schrumpfen dabei Johannstadt, Gorbitz, Pieschen und Coschütz/Gittersee. Seit Jahren verliert Dresden Einwohner vor allem ins direkte Umland.
Dresdner Statistikstelle mahnt zur Vorsicht
Jeden Monat verlassen etwa hundert Bewohner mehr die Landeshauptstadt, um in den "Speckgürtel" zu ziehen, als im Gegenzug nach Dresden kommen.
"Schuld" daran haben die stark gestiegenen Mieten und Grundstückspreise, die vor allem junge Familien vertreiben.
Die Dresdner Statistikstelle mahnt jedoch zur Vorsicht. Weil ab Ende März "Corona" große Teile der Verwaltung lahmlegte, sind Unschärfen bei den aktuellen Daten möglich.
Auch Geograf Mathias Siedhoff (56), Experte für Demografie an der TU Dresden, bleibt zurückhaltend. "Einen Trend können wir aktuell nicht herleiten, es kann eine vorübergehende Änderung sein."
So könnten etwa vor fünf Jahren besonders viele Studenten nach Dresden gekommen sein. In der Folge wäre jetzt mit einem größeren Wegzug junger Menschen zu rechnen.
Titelfoto: Sebastian Kahnert/dpa