Dresden - In gut vier Monaten beginnt der Sommer. Viele Dresdner zieht es dann mit einem Kaltgetränk an die Elbe. Doch spätestens nach der zweiten Runde stellen sich viele die Frage: wohin zum Wasserlassen? Denn am Fluss fehlen die Toiletten. Eine Partei möchte die Versorgungslücke schließen.
Die Prießnitzmündung in der Neustadt ist nicht nur bei Jugendlichen, sondern auch bei Familien beliebt.
Im Schatten der Bäume und Sträucher haben Kinder genug Platz zum Spielen, während die Eltern bei einem Plausch ihre Füße ins kühle Wasser halten. Direkt daneben am Fähranleger knistern abends die Lagerfeuer, finden sogar kleine Konzerte statt.
Doch die nächstgelegenen öffentlichen Toiletten (Hoyerswerdaer Straße, Sachsenplatz) sind mehr als einen Kilometer Fußweg entfernt. Das Gleiche gilt für den Großteil der "Netten Toiletten" von Gaststätten im Kiez.
Also wickeln viele Betroffene das kleine und häufig auch große Geschäft im nächsten Gebüsch ab. Die idyllischen Wäldchen in Ufernähe verwandeln sich so zu einem Minenfeld.
Die Grünen im Stadtbezirksbeirat Neustadt wollen dem Treiben ein Ende setzen. Sie schlagen vor, während der Sommersaison vor Ort familienfreundliche Komposttoiletten aufzustellen.
Modellversuch in Dresden soll 2026 starten
"Die sind mobil, barrierearm, werden mit Photovoltaik betrieben und brauchen keinen Anschluss ans Wassernetz", zählt Lokalpolitiker Norbert Rogge (53, Grüne) die Vorteile auf. Parteikollegin und Stadträtin Ulla Wacker (53) erklärt: "Leipzig hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht, wir wollen davon lernen."
Losgehen soll der Modellversuch im Sommer 2026. Ein entsprechender Antrag stieß im Stadtbezirksbeirat Neustadt auf parteiübergreifende Zustimmung. Der Ball liegt nun im Spielfeld der Verwaltung.
Sie muss Vorschläge für einen geeigneten Standort der Kompostklos erarbeiten. Ist das Experiment erfolgreich, könnte es zur Blaupause für andere Stadtteile werden.
Schließlich ist laut Toilettenkonzept (2023, zählt 81 öffentliche Toiletten, davon knapp ein Drittel städtisch betrieben) bislang kein stilles Örtchen in Nähe der Elbwiesen vorgesehen.