Weil das Geld nicht für alle reicht: Jubel und Ernüchterung an zwei Dresdner Schulen
Dresden - Freude im Dresdner Westen, Entsetzen im Osten: Während sich in Cotta Schüler und Lehrkräfte über ihr frisch saniertes Gymnasium freuen, sind sie in der Johannstadt fassungslos. Für den seit Jahren geplanten und längst überfälligen Neubau der 101. Oberschule auf der Cockerwiese ist laut OB Dirk Hilberts (52, FDP) Haushaltsentwurf kein Geld da.
Für 29,6 Millionen Euro (davon 7,35 Millionen Euro Freistaat-Fördermittel) wurde das traditionsreiche, sechszügige Gymnasium Cotta (1869 gebaut) modernisiert. In den vergangenen drei Jahren (Schüler wichen ans Terrassenufer aus) erhielten die Klassenzimmer schallabsorbierende Decken, Sonnen- und Brandschutz, der Südflügel eine Bibliothek.
Zur Einweihungsfeier dankten Schüler dem anwesenden Kultusminister Christian Piwarz (49, CDU) und Bildungsbürgermeister Jan Donhauser (55, CDU). "Wir finden es gut", meinten viele Gymnasiasten.
Ärger, Wut und Resignation bestimmen dagegen die Gefühlswelt am Schulstandort Pfotenhauer Straße. Dort teilen sich seit Jahren Gymnasium, Abendschule und Oberschule das Areal und den Altbau, was zunehmend (das Gymnasium wächst jedes Jahr) zu Konflikten führte.
Es gab Prügeleien und Brandstiftungen, wiederholt musste die Polizei anrücken, auch die Feuerwehr.
Kreiselternrat will für Neubau kämpfen
Dabei sah bereits die Schulnetzplanung den Umzug der Oberschüler zum Schuljahr 2022/23 auf die Cockerwiese vor, wo ein Neubau errichtet werden sollte. Doch das Projekt wurde immer wieder verschoben.
Die Not in der Johannstadt war so groß, dass die Stadt auf dem Gelände im vergangenen Jahr sogar ein ganzes Schulhaus aus Containern hochzog, um die Zeit bis zum Umzug zu überbrücken, der für 2028 vorgesehen war. Doch ohne eingeplante Haushaltsgelder dürfte auch dieser Termin nicht zu halten sein - insgesamt werden 40 Millionen Euro benötigt.
Der Kreiselternrat und auch Landtagsabgeordnete wie Thomas Löser (52, Grüne) wollen für den Neubau kämpfen:
"Wir müssen gemeinsam mit Land, Bund und Stadt nach einer Lösung suchen. Wenn wir jetzt nicht handeln, können wir die Tafel demnächst auf den Pausenhof stellen und den Unterricht draußen abhalten", so Löser. Außerdem leiste die Oberschule (etwa 80 Prozent Migrationsanteil) "mit ihrem handwerklich ausgerichteten Schwerpunkt bedeutende Integrationsarbeit".
Laut Donhauser sei "das letzte Wort noch nicht gesprochen". So könne der Stadtrat im Zuge der Haushaltsverhandlungen noch Mittel umschichten. Ändert sich jedoch nichts Grundlegendes, dürfte frühestens 2030 Unterricht an der Cockerwiese stattfinden.
Titelfoto: Bildmontage: Roland Halkasch, Steffen Füssel