Demo am Blauen Wunder: 400 enttäuschte Radler blockieren wichtiges Nadelöhr

Dresden - Unter dem Motto "22 Minuten Protest für Radwege auf dem Blauen Wunder" rief der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) am heutigen Montagmorgen zu einer Demo auf der Brücke zwischen Loschwitz und Blasewitz auf. Über 400 Radler sind erschienen, brachten ihren Unmut über das jüngste Fahrradspur-Hickhack friedlich zum Ausdruck.

400 Fahrradfahrer kamen am heutigen Montag am Blauen Wunder zusammen, um gegen den Stopp bei Fahrradweg-Umbau zu protestieren.
400 Fahrradfahrer kamen am heutigen Montag am Blauen Wunder zusammen, um gegen den Stopp bei Fahrradweg-Umbau zu protestieren.  © Thomas Türpe

Für 22 Minuten ging am Nadelöhr im Dresdner Osten nichts mehr.

Die Demo war für 8 Uhr bei der Stadt angemeldet, los ging es ein paar Minuten später, sagte Edwin Seifert (51), Geschäftsführer des ADFC Dresden zu TAG24. Die Polizei habe die Brücke für die Demo erst noch freigeben müssen. Mehr als 400 Menschen seien dem Aufruf gefolgt und stellten sich für exakt 22 Minuten mit ihren Bikes auf die Fahrbahn.

"Die Dresdnerinnen und Dresdner warten schon 22 Jahre darauf, dass die Brücke Radwege erhält", wütete ADFC-Vorstand Nils Larsen (39). "Die Geduld ist hier am Ende."

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Hintergrund: Im September 2001 beschloss der Dresdner Stadtrat, die 1893 eingeweihte Hängebrücke mit Fahrradwegen in beide Richtungen zu versehen. Autofahrer hätten dafür auf eine der drei Fahrspuren verzichten müssen. Der Antrag wurde zwar ohne Gegenstimme angenommen, doch passiert ist seitdem recht wenig.

"Fast jährlich fand man neue Gründe, wieso es nicht geht", empört sich Larsen. Dabei sei die Loschwitzer Brücke doch "ein Nadelöhr ohne geeignete Radinfrastruktur", wo "besonders häufig" Radfahrer zu Verkehrsopfer werden.

Das Blaue Wunder war für exakt 22 Minuten wegen der Demo für Autos gesperrt.
Das Blaue Wunder war für exakt 22 Minuten wegen der Demo für Autos gesperrt.  © Thomas Türpe
Die Demo wurde ordnungsgemäß angemeldet und von der Stadt genehmigt.
Die Demo wurde ordnungsgemäß angemeldet und von der Stadt genehmigt.  © Thomas Türpe
Das Blaue Wunder ist und bleibt ein Nadelöhr im Dresdner Osten.
Das Blaue Wunder ist und bleibt ein Nadelöhr im Dresdner Osten.  © Thomas Türpe
Auf der Pillnitzer Landstraße vorm Körnerplatz bildete sich ein Stau.
Auf der Pillnitzer Landstraße vorm Körnerplatz bildete sich ein Stau.  © Thomas Türpe

Vor 22 Jahren vom Stadtrat beschlossen: Fahrradwege am Blauen Wunder

Kritisieren den Stop beim Radweg übers Blaue Wunder: Nils Larsen (39, r.) und Konrad Krause (40) vom Dresdner ADFC.
Kritisieren den Stop beim Radweg übers Blaue Wunder: Nils Larsen (39, r.) und Konrad Krause (40) vom Dresdner ADFC.  © Thomas Türpe

2022 kam dann Bewegung in die Sache. Baubürgermeister Stephan Kühn (43) von den Grünen versprach Abhilfe. Seine Behörde wollte die fahrradfreundliche Umgestaltung der Brücke bis zum Herbst vollständig umsetzten. Eigentlich.

Tatsächlich wird daraus wohl vorerst nichts. Denn bei der Stadtratssitzung vom Donnerstag sprach Oberbürgermeister Dirk Hilbert (51) überraschend sein Veto gegen die Pläne der Kühn-Behörde aus. Nun bleibt das letzte Teilstück vorerst so, wie es ist.

ADFC-Vorstand Larsen: "Mit unserm Protest wollen wir direkt darauf reagieren und unsere Enttäuschung und Empörung zum Ausdruck bringen."

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Beim Fahrradclub ist man vom Gebaren der Stadtväter nur noch enttäuscht. Neben OB Hilbert richtet sich ihr Frust vor allem gegen die CDU-Fraktion im Stadtrat. "Bei unseren Vereinsmitgliedern entsteht langsam der Eindruck, dass die CDU konkrete Pläne immer hinauszögert oder ablehnt, sobald es konkret wird", beklagt Larsen.

Er sieht die Partei in der Bringschuld. Sein Verband appelliert an die Dresdner Union, jetzt so schnell wie möglich ernsthafte Vorschläge zu machen, wie das Radfahren auf der Brücke kurzfristig sicher werden kann.

Beim ADFC wünscht man sich, dass die Politik rasch eine konstruktive Lösung findet.
Beim ADFC wünscht man sich, dass die Politik rasch eine konstruktive Lösung findet.  © Thomas Türpe

Auch Baubürgermeister Stephan Kühn kriegt sein Fett weg

Doch auch mit Baubürgermeister Kühn gehen die Radler vom ADFC hart ins Gericht. Sie monieren, dass Kühn sie viel zu wenig in die Planung der Radwege am Blauen Wunder eingebunden habe und bemängeln die Kommunikationen mit seinen Ämtern.

Wie es beim Brücken-Zoff weitergeht, bleibt abzuwarten. Die fahrradfreundliche Neugestaltung des Schillerplatzes, wie vom ADFC gewünscht, gilt als umstritten.

Derweil können sich Fahrradfahrer bereits seit einigen Wochen über mehr Platz auf der Loschwitzer Brücke freuen. Autofahrer mussten dafür auf eine zweite Spur in Richtung Blasewitz verzichten. Doch die Freude hält nur kurz: Denn auf der Fahrbahn wurden entsprechende Radwege bisher nicht markiert. Die Radler teilen sich derzeit eine breite Spur mit Autofahrern.

Titelfoto: Montage: Thomas Türpe

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