Bei den Linken in Dresden fliegen die Fetzen: Genossen watschen Chef ab

Dresden - Die Dresdner Linke traf sich am Wochenende zur Wahlkreisversammlung. Rund 150 Parteimitglieder kamen ins Gewerkschaftshaus (Schützenplatz), um dort acht Direkt-Kandidaten für die Landtagswahl zu nominieren. Angetreten waren dabei auch langjährige Zugpferde wie André Schollbach (45), der jedoch abgewatscht wurde.

Linke-Spitzenpolitiker André Schollbach (45) erzielte bei der Parteibasis ein schwaches Ergebnis für seine Nominierung zum Landtagswahl-Direktkandidaten.
Linke-Spitzenpolitiker André Schollbach (45) erzielte bei der Parteibasis ein schwaches Ergebnis für seine Nominierung zum Landtagswahl-Direktkandidaten.  © DIE LINKE

So erhielt der Rechtsanwalt und Chef der Stadtratsfraktion von 143 Genossen nur 89 Ja-Stimmen (gut 62 Prozent). 49 Parteimitglieder stimmten gegen ihn, fünf enthielten sich. Zum Vergleich: 2019 waren es noch über 79 Prozent gewesen.

Auch unter die Dresdner Vertreter, die über die Aufstellung der für die Linken wichtigen Listenplätze entscheiden, schaffte es Schollbach, der von 2014 bis 2019 im Landtag saß, nicht. Er selbst äußerte sich am Montag nicht dazu.

Auch der bekannte Stadtrat Tilo Wirtz (55, Bauingenieur) erzielte ein schwaches Ergebnis: 89 Genossen stimmten für ihn (knapp 63 Prozent), 44 gegen ihn, neun enthielten sich.

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2019 hatten noch fast 90 Prozent der Mitglieder seiner Kandidatur zugestimmt. "Das nehme ich sportlich. Ich bin kein angepasster Parteisoldat, was eben nicht allen gefällt", so Wirtz am Montag.

Kandidatin Margot Gaitzsch kann überzeugen

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Am 1. September können die Sachsen einen neuen Landtag wählen.  © Eric Münch

Da es keine Gegenkandidaten gab, können Schollbach und Wirtz trotz "Denkzettels" antreten. Der Dresdner Linke-Chef Jens Matthis (57) wollte das Ergebnis nicht überinterpretieren.

"Im Laufe der Polit-Karriere sammeln sich nicht nur Anhänger an, sondern auch Gegner. Wer schon länger dabei ist, ist innerparteilich umstrittener als jemand, der neu dabei ist."

Für Kandidat Paul Senf (26) von der Linksjugend stimmten 128 Mitglieder (fast 90 Prozent). "Das zeigt, das mich nicht nur die Jugend unterstützt", freute sich der Mathestudent.

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Wie man auch mit langjähriger Erfahrung überzeugen kann, zeigte Kandidatin Margot Gaitzsch (69, Dozentin, im Stadtrat seit 2009). Für sie stimmten 117 Genossen (gut 82 Prozent).

Für die weiteren Wahlkreise wurden nominiert: Schauspieler Philipp Grimm (39), Sozialpädagogin Anja Stephan (48), Rechtsanwaltsfachangestellte Grit Alliger (49, setzte sich gegen die frühere Abgeordnete Julia Bonk durch) und Historikerin Kristin Dänhardt (41).

Titelfoto: DIE LINKE

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