Auslaufmodell "Grüner Pfeil" in Dresden: Profitieren jetzt Rad- statt Autofahrer?

Dresden - Der grüne Pfeil erleichtert an Ampelkreuzungen das Abbiegen, ist bei Autofahrern gerade im Osten beliebt. Nun verschwindet auch dieses Relikt zunehmend aus Dresdens Straßenbild. Stattdessen gibt es immer mehr Grünpfeile nur für Radfahrer.

Am Terrassenufer in Richtung Steinstraße können Autofahrer noch vom grünen Pfeil profitieren.
Am Terrassenufer in Richtung Steinstraße können Autofahrer noch vom grünen Pfeil profitieren.  © Petra Hornig

Der grüne Pfeil war 1978 in der DDR eingeführt worden. Nach der Wiedervereinigung konnten die Blech-Schilder nicht rechtzeitig mit Ablauf der DDR-Verkehrsordnung abgebaut werden, sodass es zunächst Ausnahmeregelungen gab.

Der Grünpfeil war bei den "Ossis" aber so beliebt, dass er 1994 in die Straßenverkehrsordnung (STVO, Zeichen 720) aufgenommen wurde.

Mit der Zeit verstanden auch die "Wessis" die Vorzüge des Schildchens: Es erlaubt das Abbiegen auch bei roter Ampel, wenn Autofahrer zuvor an der Haltelinie anhalten und dann beim Passieren keine Verkehrsteilnehmer behindern (insbesondere querende Fußgänger und Radler).

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Während die Zahl der Abbiegehilfen nach der Wende von 154 im Jahr 1990 auf 279 Grünpfeile 2013 anstieg, sinkt sie seitdem. Das ergab eine Anfrage der Linken.

2020 waren es noch 269 Pfeile (an 160 Ampelanlagen). Derzeit seien es 210 Grünpfeile (an 136 Ampelanlagen), antwortete OB Dirk Hilbert (52, FDP).

Immer mehr Ampeln mit Grünpfeilen für Radler

An der Hans-Grundig-Straße freuten sich Autofahrer früher über einen Grünpfeil zur Striesener Straße. Nun wurde der durch den grünen Pfeil für Radler ersetzt.
An der Hans-Grundig-Straße freuten sich Autofahrer früher über einen Grünpfeil zur Striesener Straße. Nun wurde der durch den grünen Pfeil für Radler ersetzt.  © Petra Hornig

Aber warum? Laut Straßen- und Tiefbauamt von Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (44, Grüne), um einen "reibungslosen Ablauf des Verkehrs" zu sichern, wie etwa wegen veränderter Verkehrsführung infolge von Bauprojekten.

Ein generelles Sicherheitsrisiko durch Grünpfeile sei nicht bekannt. Würden Unfallhäufungen durch die Polizei gemeldet, bei denen der Grünpfeil ein unfallbegünstigender Faktor war, werde das Schild entfernt.

Dafür bestückt die Stadt immer mehr Ampeln mit den 2022 eingeführten Grünpfeilen für Radler (STVO-Zeichen 721). Die freuen sich jetzt über schnelleres Abbiegen etwa an der Großenhainer Straße, Lennéplatz sowie Käthe-Kollwitz-Ufer (zur Albertbrücke).

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An der Hans-Grundig-Straße wurde sogar ein Grünpfeil für Autofahrer mit einem für Radler ersetzt. "Ich habe dort noch nie einen Radfahrer wie vorgeschrieben anhalten sehen", ärgert sich Taxifahrer Alexander Noack (47) mit Blick auf die Verkehrssicherheit.

Noch vor wenigen Jahren kamen Rechtsabbieger hier Richtung Pirnaischer Platz dank eines Grünpfeils relativ zügig voran. Heute ist der Pfeil weg und es heißt warten.
Noch vor wenigen Jahren kamen Rechtsabbieger hier Richtung Pirnaischer Platz dank eines Grünpfeils relativ zügig voran. Heute ist der Pfeil weg und es heißt warten.  © Petra Hornig
Unter seiner Führung verschwanden in den vergangenen Jahren zahlreiche Abbiegehilfen: Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (44, Grüne).
Unter seiner Führung verschwanden in den vergangenen Jahren zahlreiche Abbiegehilfen: Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (44, Grüne).  © Holm Helis

Der Linken-Fraktionsvorsitzende André Schollbach (45) will im Sinne der Autofahrer die "sinnvolle Erfindung aus DDR-Zeiten bewahren und die anhaltende Tendenz der Verwaltung, immer mehr grüne Pfeile zu entfernen, kritisch auf den Prüfstand stellen".

Titelfoto: Montage: Petra Hornig (2)

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