70 Dienste waren von Mega-Panne betroffen: Wie will das Rathaus Blackouts vermeiden?

Dresden - Der flächendeckende Ausfall des Computernetzes der Verwaltung schockierte viele Bürger. Nun werden auch im politischen Raum erste Forderungen nach einer konsequenten Überprüfung der Sicherheit laut. Was folgt nach der Riesenpanne?

Stadtrat Holger Zastrow (55, Team Zastrow) kritisiert die Mängel und Kompetenzverteilung im Rathaus, macht jetzt Druck auf OB Dirk Hilbert (53, FDP).
Stadtrat Holger Zastrow (55, Team Zastrow) kritisiert die Mängel und Kompetenzverteilung im Rathaus, macht jetzt Druck auf OB Dirk Hilbert (53, FDP).  © Eric Münch

Am Mittwoch, einen Tag vor dem Zusammenbruch, erklärte Digitalbürgermeister Jan Pratzka (52, CDU), dass das Rathaus dank guter IT-Infrastruktur in der Lage sei, trotz Evakuierung weiterzuarbeiten. Bereits eine Nacht später stellte sich das als Trugschluss mit Ansage heraus. Noch am Freitagmorgen war der zuständige Eigenbetrieb mit der Behebung des Schadens beschäftigt.

Betroffen von der Havarie waren bis zu 70 (!) externe und hausinterne Dienste. Darunter viele für Geschäftsprozesse, die Kommunikation und Fachanwendungen (etwa Kita-Portal, Abfall-App, Museen). Im Rechenzentrum des Neuen Rathauses unterlief einem Techniker bei Netzwerk-Arbeiten ein Konfigurationsfehler.

Die hohen Zugriffszahlen der evakuierten Mitarbeiter konnten dadurch nicht aufgefangen werden, das System kollabierte. Um 11.45 Uhr - eine Stunde vor der Bombenentschärfung - wurde der Fehler unter polizeilicher Aufsicht behoben.

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Eigentlich gibt es für Netzwerktechniker klare Prüfroutinen. Aber die wurden in diesem Fall nicht eingehalten, erklärte das Fachamt auf Nachfrage. "Es handelt sich somit um menschliches Versagen." Der Vorfall werde ausgewertet, hieß es.

Restrisiko besteht wohl immer

Möchte den IT-Eigenbetrieb personell und finanziell besser aufstellen: Pirat Manuel Wolf (34).
Möchte den IT-Eigenbetrieb personell und finanziell besser aufstellen: Pirat Manuel Wolf (34).  © Thomas Türpe
Ein grauenhafter Donnerstag für die Landeshauptstadt: Mehr als neun Stunden lag das zentrale Computernetzwerk am Boden.
Ein grauenhafter Donnerstag für die Landeshauptstadt: Mehr als neun Stunden lag das zentrale Computernetzwerk am Boden.  © imago/Sylvio Dittrich
Die Verwaltung will den Vorfall aufarbeiten, führt den Fehler im Rechenzentrum auf menschliches Versagen zurück. (Symbolfoto)
Die Verwaltung will den Vorfall aufarbeiten, führt den Fehler im Rechenzentrum auf menschliches Versagen zurück. (Symbolfoto)  © picture alliance/dpa

Doch selbst sorgfältigste Vorbereitungen könnten ein solches Szenario nicht ausschließen, es bestehe immer ein Restrisiko, sagte Thomas Berndt, Direktor der Sächsischen Anstalt für kommunale Datenverarbeitung (SAKD). Die Behörde in Bischofswerda berät Kommunen bei der Digitalisierung.

Komplexe Systeme seien naturgemäß anfällig für eine Reihe von Störungen: menschliche Fehler, technische Defekte, Naturkatastrophen oder Cyberangriffe, so Berndt. Die Staatskanzlei teilte dazu mit, dass jede Kommune für die Umsetzung entsprechender Gesetzesvorgaben selber zuständig sei.

Sicherheitsprobleme sind im Dresdner Rathaus nichts Neues. Erst im November wurde bekannt, dass Administrator Thomas N. (54) hunderttausende Datensätze von Dresdner Wählern auf privaten Speichermedien mitgehen ließ.

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Ein Jahr zuvor wollten die Freien Wähler einen Tag der Krisenvorsorge einrichten lassen. Der Antrag wurde im Kommunalparlament mehrheitlich abgelehnt. Mehr Mittel und Personal für den IT-Betrieb fordert PVP-Fraktionsmitarbeiter Manuel Wolf (34, Piraten).

Stadtrat Holger Zastrow (55, Team Zastrow) geht noch einen Schritt weiter: Der Oberbürgermeister sei in der Verantwortung, das Chaos der vergangenen Tage sorgfältig aufzuklären. "Die Bürger müssen sich darauf verlassen können, dass es bei Krisensituationen, die wiederkommen werden, nicht erneut zu solchen Pannen kommt."

Titelfoto: Bildmontage: IMAGO/Sylvio Dittrich, picture alliance/dpa, Eric Münch

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