160 Millionen Euro teure Sanierung: Erster Stadtrat fordert Brückenzoll für Blaues Wunder!
Dresden - Das Blaue Wunder ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Bis 1924 musste für die Überquerung ein Brückenzoll gezahlt werden. Nur so konnte die Finanzierung (damals 2,25 Millionen Mark) des extrem teuren und aufwendig konstruierten Bauwerkes gesichert werden. Jetzt steht die bis zu 160 Millionen Euro teure Sanierung an - und plötzlich ist die alte Idee wieder aktuell. Kommt ein neuer Brückenzoll?
Ausgangspunkt der Diskussion ist eine aktuell eingereichte Petition. Diese fordert, die fehlenden (weit über 100 Millionen) Euro für die dringend notwendige Sanierung über eine Mautpflicht zu erwirtschaften.
Die damals als Maut üblichen 20 Reichspfennig entsprächen heute etwa sechs Euro. Bei aktuell 25.000 Autos pro Tag könnten so 150.000 Euro täglich, in einem Jahr knappe 55 Millionen Euro eingenommen werden.
Als Beispiel für eine Gebührenfinanzierung werden in der Petition der "Warnowtunnel" in Rostock und der alte Elbtunnel in Hamburg genannt.
Aus den Reihen des Rates gibt es erste Unterstützung: "Ein ernstzunehmender Vorschlag, eine sehr gute Idee. Ich könnte mir gut vorstellen, den Plan in einem Ratsantrag aufzugreifen", sagt Dissidenten-Stadtrat Johannes Lichdi (57, Grüne).
Rathaus bleibt vorsichtig: "Gebrauch öffentlicher Straßen ist jedermann gestattet"
Im Rathaus ist man vorsichtiger: "Der Vorschlag müsste vor dem Sächsischen Straßengesetz bestehen. Der Gebrauch öffentlicher Straßen oder Brücken ist jedermann im Rahmen der verkehrsrechtlichen Vorschriften gestattet."
Ausnahmen würden einer gesetzlichen Regelung bedürfen.
"Ich habe erst gedacht, es ist ein verspäteter Aprilscherz", sagt CDU-Chef Peter Krüger (60), der auf fehlende Rechtsgrundlagen verweist. Mit der CDU sei das nicht zu machen.
Und mit Blick auf die von den Dissidenten geplante Cannabis-Freigabe: "Es scheint verdammt gefährliches Zeug zu sein, was dort gemeinschaftlich geraucht wird."
Die Maut war schon mal fällig
Geld für die Benutzung des Blauen Wunders? Ein alter Hut. Maut war schon mit der Eröffnung der Brücke 1893 fällig.
Fußgänger, Straßenbahnfahrgäste, Rad- und Autofahrer mussten zunächst 3 Pfennige pro Querung entrichten, bald aber gab's eine Preisminderung auf "nur" noch 2 Pfennige.
Für Zugtiere (Pferde, Ochsen) waren sogar satte 10 Pfennige fällig, und selbst für Hühner und Gänse musste geblecht werden: je 2 Pfennige.
Das alles galt bis zur Eingemeindung 1921. Immerhin gab's Abos und Sonderregelungen, mit denen "Vielfahrer" etwas billiger wegkamen.
Die Maut zur Refinanzierung der Baukosten war ein voller Erfolg. Binnen kurzer Zeit sammelte sich sogar ein Überschuss an. Der wurde etwa zum Bau der Stützmauer an der Loschwitzer Schillerstraße verwandt.
Die hieß darauf im Volksmund "Zwee-Pfeng-Mauer".
Titelfoto: Montage: Petra Hornig, Holm Helis