Polio-Viren im Dresdner Abwasser entdeckt: Wie kann das sein?
Dresden - Kinderlähmung kommt hierzulande nur noch selten vor. Dank einer Impfquote von 90 Prozent galt die Krankheit bei uns als nahezu ausgerottet. Nun haben Forscher die auslösenden Polio-Viren im Abwasser deutscher Großstädte entdeckt. Auch in Dresden. Was steckt dahinter?
Polio, wie die Infektionskrankheit auch genannt wird, erwischt meistens nicht-immunisierte Kleinkinder unter fünf Jahren, kann aber auch Erwachsene betreffen. Sie gilt als hochansteckend, wird durch Schmier- und Tröpfcheninfektion (Hand, Mund, Stuhl) übertragen.
Schwere Verläufe führen zu dauerhaften Lähmungen. In den vergangenen Jahren wurden immer wieder Fälle in südlichen Ländern registriert, darunter Afghanistan, Syrien und afrikanischen Staaten.
Die sächsische Staatsregierung will die Dresdner beruhigen. "Aufgrund der allgemein hohen Impfquoten und guten Hygienebedingungen in Deutschland ist die Wahrscheinlichkeit zu erkranken, äußerst gering", erklärte Gesundheitsministerin Petra Köpping (66, SPD).
Sie empfiehlt, die Stempel im Impfausweis auf ihre Aktualität zu prüfen. Gegen Polio wird alle neun bis 16 Jahre eine Auffrischungsimpfung empfohlen.
Bei der Stadtentwässerung ändert sich nichts
Verbreitet sich das Virus in Deutschland oder wurde es womöglich aus dem Ausland eingeschleppt?
Das Robert-Koch-Institut kann diese Fragen derzeit nicht abschließend beantworten.
Bei der Stadtentwässerung bleibt erstmal alles beim Alten. "Abwasser ist generell potenziell infektiös", sagte Sprecher Torsten Fiedler (58) gegenüber TAG24.
Für die Mitarbeiter gibt es deshalb entsprechende Verhaltensregeln und - je nach Einsatzgebiet - auch die passende Schutzausrüstung.
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