Neues Konzept für den Alten Leipziger Bahnhof: Große Pläne für zehn Millionen Euro
Dresden - Der Alte Leipziger Bahnhof ist ein geschichtsträchtiger Ort. Er war Ausgangspunkt zahlreicher Deportationen von Juden in Vernichtungslager. Aber Dresdens erster Bahnhof war auch Endpunkt der ersten deutschen Ferneisenbahn und wichtig für die Industrialisierung. Beides soll künftig erlebbar werden.

Altes Empfangsgebäude, historische Gleise und Kopfsteinpflaster: Es sind die letzten Zeugnisse, die an das Erbe des noch bis 1995 genutzten Güterbahnhofs erinnern.
Erstmals hat das Verkehrsmuseum jetzt ein Konzept entwickelt, wie das Areal aus seinem Dornröschenschlaf geweckt und die unterschiedlichen historischen Facetten gezeigt werden können.
Von hier aus starteten ab 1942 Deportationszüge. Erst nach Riga, dann direkt ins Konzentrationslager nach Auschwitz. Ein jüdischer Gedenkort mit kultureller Begegnungsstätte soll daran erinnern und könnte im früheren Empfangsgebäude entstehen.
1839 wurde hier die erste deutsche Ferneisenbahn von Leipzig nach Dresden eröffnet. Die 115 Kilometer schafften Züge in 3 Stunden und 40 Minuten - Express-Postkutschen brauchten mindestens zwölf Stunden.
"Damit fing die Industrialisierung in Deutschland überhaupt erst an", sagt Verkehrsmuseums-Direktor Michael Vogt (52).
Fast zehn Millionen Euro Gesamtkosten

Über einen Spaziergang im Außengelände könne an verschiedenen Stationen die Geschichte über Hörstationen, Installationen und Info-Tafeln erlebbar werden.
Geplant seien etwa ein "Bahnsteig der Erinnerungen" und ein "Güterzug, der durch die Zeit führt". Neben der Sanierung einiger Gebäude soll auch der denkmalgeschützte Außenbereich sowie die Ruine des Ringlokschuppens wiederbelebt werden.
Die Gesamtkosten betragen fast zehn Millionen Euro, der Baubeginn ist laut Baubürgermeister Stephan Kühn (43, Grüne) nicht vor 2025 möglich.
Dafür müsste sich die Stadt aber noch in diesem Jahr mit Bahnhofs-Grundstückseigentümer Globus einigen - die Gespräche laufen.


Gedenkveranstaltung an der Kreuzkirche

Eine bewegende Gedenkveranstaltung findet am heutigen Dienstag an der Kreuzkirche statt: Ab 12 Uhr werden dort die Namen von 1953 Dresdner Opfern des Nationalsozialismus vorgelesen.
Von diesen Juden, Sinti und Roma sowie Kindern von Zwangsarbeiterinnen ist bekannt, dass sie in Konzentrationslagern starben, sich das Leben nahmen oder nach der Deportation als verschollen galten. Dokumentiert ist das im 2006 erschienenen "Buch der Erinnerung".
Insgesamt wurden in Dresden mehr als 7000 Juden durch die Rassegesetze verfolgt. Das Vorlesen dauert mehrere Stunden.
Titelfoto: Bildmontage: Steffen Füssel