Neue Gedenkstätte am Alten Leipziger Bahnhof: Von hier ging es für Dresdens Juden in den Tod
Dresden - Wie viele Dresdner Juden von diesen Gleisen in den Tod fuhren, ist noch nicht abschließend erforscht. Fest steht, dass allein bei der ersten Deportation vom Alten Leipziger Bahnhof im Januar 1941 von 224 Menschen nur 17 überlebten.
Tausende weitere Juden aus Dresden wurden von dort in die Vernichtungslager deportiert. An dieses dunkle Kapitel in der Geschichte Dresdens erinnert nun eine Kunstinstallation, die am heutigen Donnerstagabend um 19.30 Uhr offiziell eröffnet wird.
Auf historischen Gleisen samt Prellbock, die wieder freigelegt wurden, wurden aus alten Gleisschwellen acht hölzerne Rechtecke auf einem Sockel aus Beton aufgebaut. "Sie stellen einen Güterwagon der Reichsbahn dar", erklärt Lucas Klinkenbusch (31) vom "Institut für räumliche Resilienz", das für den Entwurf verantwortlich ist.
Mit diesen Waggons wurden Juden und andere missliebige Bevölkerungsgruppen einst in die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert.
Das Material für die Installation habe man teilweise auf dem Gelände gefunden, sagt Klinkenbusch.
So besteht der Sockel aus originalen Beton-Gleisschwellen, die man vier tagelang mit Baggern ausgegraben und danach aufgearbeitet hat.
Dauerhafter Gedenkort?
Fertig ist das Kunstwerk allerdings nicht. "Wir sehen es als Anfang und nicht als Endergebnis", so Klinkenbusch. Nach und nach sollen kleine Schilder mit Fragen und Kommentaren beklebt und anschließend in vorbereiteten Aussparungen angebracht werden, wodurch sich die Installation entwickle.
Wie lange sie an Ort und Stelle bleiben wird, ist wegen der noch nicht abgeschlossenen Planungen für das Gelände noch unklar. "Sie ist so gebaut, dass sie einige Jahre halten kann. Sie ist aber auch mobil und jederzeit demontierbar", sagt Klinkenbusch.
Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (44) kündigte Mittwoch an, dem Stadtrat nach der Sommerpause einen Vorschlag vorzulegen, wie der Alte Leipziger Bahnhof als Gedenkort entwickelt werden könne.
Titelfoto: Holm Helis