"Naddl und Ronny" vom Gammel-Hochhaus: Graffiti sind jetzt Kunst
Dresden - Für die Stadt ein Ärgernis, doch mittlerweile ist das mysteriöse Pärchen "Naddl und Ronny" aus der Straßen- in der Ausstellungskunst gelandet. Einen Hamburger faszinierten die Schriftzüge so sehr, dass er ihnen eine Siebdruckserie widmete.
Ob am Hochhaus am Pirnaischen Platz, einer S-Bahntrasse am Bahnhof Neustadt, der Carolabrücke oder einer Schallschutzwand an der A4: Irgendwer hat ein sehr starkes Interesse daran mitzuteilen, dass "Naddl und Ronny" sehr heftig ineinander verknallt sind. Das schlägt nun Wellen bis nach Hamburg.
"Ich war vor drei Wochen bei der Sommerakademie für Bildende Kunst in Dresden", sagt der Hamburger Künstler Stephan Kambor (41). "Bei einem Spaziergang ist mir der Schriftzug aufgefallen." Eigentlich eines von vielen Graffiti, aber, dass dort "Naddl und Ronny siegt" statt "siegen" steht, machte ihn neugierig.
"Ich habe recherchiert und bin dadurch auf die Geschichte mit der Parole 'Der Sozialismus siegt' gestoßen."
Mit 15 Siebdrucken werden "Naddl und Ronny" zu Kunststars
Das inspirierte den gebürtigen Cottbuser dazu, aus "Naddl und Ronny" eine Wendegeschichte zu stricken. Aus Naddl wurde in Gucci und Adidas ein Klischee-Wessi-Mädchen, aus Ronny im Arbeiter-Dress der Gegenpart aus dem Osten. In 15 Siebdrucken durchschreiten die beiden die durchbrochene Mauer. "Für mich selbst war die Wende sehr toll", so Kambor. "Ohne sie hätte ich weder Informatiker, Manager oder Künstler werden können."
Wer wirklich hinter Naddl und Ronny steckt, versucht noch immer die Polizei herauszufinden.
Wen die Drucke interessieren: Zwei Exemplare sind noch bis 22. August in der Ausstellung zur Akademie in der Motorenhalle (Wachsbleichstraße) zu sehen.
Titelfoto: Holm Helis