Nach 115 Jahren: Traditionsbäcker Grundmanns aus Dresden-Striesen ist insolvent!
Dresden - Es ist ein Beben, das weit über Striesen hinausgeht: 115 Jahre lang ließen die Frauen und Männer in der Bäckerei Grundmanns (früher Grundmann) nichts anbrennen. Doch jetzt könnte Misswirtschaft die Öfen der Dresdner Institution für immer kaltlassen.
"Wir wurden angelogen und vor vollendete Tatsachen gestellt", erklärt Anina Emmerich (22) sichtlich enttäuscht. Die angehende Konditorin ist im dritten Lehrjahr, hat die Misere vom Eigentümerwechsel bis hin zur Insolvenz miterlebt.
"Kunden brechen vor unseren Augen in Tränen aus, weil sie einfach nicht begreifen können, dass jetzt Schluss ist."
Zu den treuen Abnehmern gehört auch Sven Baumgart (50). Der Löbtauer kommt seit 25 Jahren in die Bäckerei – aus einem einfachen Grund. "Der Marmor- und die Pfannkuchen hier sind für mich der Inbegriff von Perfektion. So gut bekomme ich sie nirgends."
Was war geschehen? Im November 2020 gab Dietrich Grundmann (75), Eigentümer in dritter Generation, die Bäckerei aus Altersgründen ab. Neuer Eigentümer wurde eine Investorengruppe, welche fortan über die Geschicke der Backstube bestimmte, einen neuen Geschäftsführer einsetzte.
Angeblich verschwand mit ihm aber eine hohe fünfstellige Summe aus der Betriebskasse.
Vorbesitzer Grundmann wollte Bäckerei retten, wurde aber ignoriert
In der Folge geriet offenbar der Betrieb in Zahlungsnöte, die Neueigentümer meldeten bereits im September Insolvenz an.
"Ich habe mehrmals das Angebot gemacht, mein Baby wieder zu übernehmen, daraus mit der Belegschaft eine Genossenschaft zu machen. Doch das Anliegen wurde ignoriert", so Vorbesitzer Grundmann.
Mit dem Eigentümerwechsel droht ab Freitag die Herabstufung zur Filiale – ohne Backstube. Nur vier der 13 Mitarbeiter werden wohl bleiben.
Die letzte Entscheidung ist aber noch nicht gefallen.
Titelfoto: Norbert Neumann