Flaschen nach Jahrzehnten aufgetaucht: Woher stammt der Weinschatz aus dem Wald?

Dresden - Mülllager? Außenposten? Drogenversteck? Carlotta Grabowski (21) war mit ihrem Freund Adrian auf dem Weg zur Pferdekoppel, als ihr eine Ecke Plastik am Wegesrand auffiel. "Wir haben noch Witze gemacht, dass wir gleich 'ne Leiche finden", sagte sie zu TAG24. Doch der tatsächliche Fund ist noch mysteriöser.

Reitlehrerin Carlotta Grabowski (21, r.) und Schülerin Magdalena Seiler (14) am Fundort des mysteriösen Wein- und Lebensmittel-Depots. Wer hat hier in den 1990er-Jahren die Sachen versteckt - und warum?
Reitlehrerin Carlotta Grabowski (21, r.) und Schülerin Magdalena Seiler (14) am Fundort des mysteriösen Wein- und Lebensmittel-Depots. Wer hat hier in den 1990er-Jahren die Sachen versteckt - und warum?  © Norbert Neumann

Eigentlich reitet sie schon ihr Leben lang. Carlotta hat seit Jahren einen Trainerschein zur Reitausbildung, gründet gerade ihre eigene Reitschule. Schon jetzt stehen die Pferdemädchen Schlange beim "Reitverein Dresden Süd".

In der Früh und am Abend trabt die junge Frau mit elf Pferden den Nöthnitzgrund auf und ab. In laueren Sommernächten ist die Koppel fernab des Siedlungsrands viel pferdefreundlicher, sagt Carlotta. Doch die Montagsdämmerung der vergangenen Woche hielt eine Überraschung parat.

Sechs Schritte in den Wald hinein zog Adrian an der Plasteecke. Das Pärchen fand zwar keinen Toten, dafür gut 20 "Alkoholleichen". Erst mit den Händen, später mit dem Spaten gruben sie eingeschweißte Weißweinflaschen aus.

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Das älteste Exemplar: Bernkasteler Kurfürstlay, Riesling von 1983. An jüngeren Tropfen klebten Konsum-Preisschilder mit D-Mark-Aufdruck.

Alle Flaschen wurden einzeln in Tüten verpackt, um sie im Erdreich zu schützen. Hätte hier jemand nur seine Bestände entsorgt, hätte er sich kaum solche Mühe gemacht.
Alle Flaschen wurden einzeln in Tüten verpackt, um sie im Erdreich zu schützen. Hätte hier jemand nur seine Bestände entsorgt, hätte er sich kaum solche Mühe gemacht.  © Norbert Neumann
Die Weine waren schon beim Kauf nicht die edelsten Tropfen. Heute sind sie leider ungenießbar.
Die Weine waren schon beim Kauf nicht die edelsten Tropfen. Heute sind sie leider ungenießbar.  © Norbert Neumann

Im Dresdner Süden bleibt es spannend ...

Doch damit nicht genug: In akkurat gestapelten Plastekisten, erzählt Carlotta, fanden sie Einmachgläser und verdichtete Flaschen, auf die 1990er-Jahre datiert. Dazu Plastebecher und Dunstfilter. Alles gut verpackt im Wurzelwerk eines jungen Ahornbaums versteckt.

"Wir dachten erst an ein Drogenversteck. Jetzt denken wir, der Besitzer ist tot", grübelt die 21-Jährige. TAG24-Recherchen zeigen: Mit Weinessig, Filter und Einmachglas lassen sich auch Lebensmittel einlegen und haltbar machen. Sind hier "Prepper" am Werk, die sich mit Vorräten auf die Apokalypse vorbereiten?

Carlotta will weiterbuddeln, braucht für den harten Boden aber mehr als einen Spaten. "Vielleicht finden wir ja doch noch den D-Mark-Schatz", lacht sie. Im Dresdner Süden bleibt es spannend ...

Titelfoto: Montage: Norbert Neumann

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