Mit Hilfsgütern hin, mit Flüchtlingen zurück: So hilft Dresden der Ukraine
Dresden - Schon seit einem Monat toben die Kämpfe. Doch während die Hoffnungen auf ein schnelles Ende des Krieges schwinden, nimmt die Hilfsbereitschaft in Deutschland weiter zu. Auch in Dresden engagieren sich immer mehr Initiativen für Geflüchtete und die Menschen in der Ukraine.
"Wir erhalten ganz viel Zuspruch", sagt Dmytro Sonkin (41). Der gebürtige Ukrainer kommt aus Odessa, lebt seit 16 Jahren mit seiner Familie in Deutschland.
Kurz nach Kriegsbeginn gründete er mit seiner Frau Natalya Ivanova (39) und anderen Gleichgesinnten die Organisation "Hope for Ukraine". Die Organisation verfügt über Lager in Großenhain, Coswig und der Centrum-Galerie. Jede Woche schicken sie bis zu vier Transporter gen Osten.
Verladen werden Waren des täglichen Gebrauchs. Medikamente, Klamotten, Lebensmittel für Zivilisten, aber auch für Bürgerwehren. Hinter der Ostgrenze Polens übernimmt dann das ukrainische Innenministerium die Logistik.
"Sie schicken die Waren mit dem Zug bis nach Kiew oder Charkiw. Über die Straße ist der Transport zu gefährlich", erklärt der Steuerberater.
Für eine Lieferung nach Kiew brauche es um die vier Tage.
"Direkthilfe Ukraine" plant ihre Aktivitäten mindestens bis August
Auf 600 Quadratmetern Fläche des Messegeländes im Ostra-Gehege setzt auch das Team der "Direkthilfe Dresden" um Mitorganisatorin Denise Kunze (33) alle verfügbaren Kräfte in Bewegung.
"Eigentlich bräuchten wir mehr Platz, etwa 1000 Quadratmeter", bemerkt die Aktivistin. Denn man plane langfristig, mindestens bis August.
Mittlerweile hat sich ein Team von 20 Personen gebildet. Die Ehrenamtler bringen die Erfahrungen aus dem Berufsleben ein: "Wir decken ein breites Spektrum ab. Von der Waren- und Fernlogistik über die Küche bis zur Pflege unseres Social-Media-Auftritts."
Publicity für gleich zwei Missionen: Die Unterstützung von Geflüchteten in Dresden und das Versenden von Hilfslieferungen in das Land zwischen Donbass und Donau.
"Wir sind in der Lage zu helfen, also helfen wir auch."
Keine Sekunde gezögert hat Unternehmer Tino Raabe (50) nach einem Hilferuf von deutschen und ukrainischen Freunden. Sein Credo: "Wir sind in der Lage zu helfen, also helfen wir auch."
Zusammen mit anderen Mitstreitern baute er mithilfe eines Stiftungs-Kuratoriums ein Hilfsnetzwerk auf. Jetzt transportieren sie Güter über Rumänien in die Ukraine, holen Kinder und Frauen mit Bussen aus den Gefahrengebieten nach Deutschland.
Über 100 Personen beteiligen sich an den Aktionen. Mehr als zehn Tonnen Hilfsgüter konnten bereits verschickt werden.
Titelfoto: Ove Landgraf