Mehrere Schließungen geplant: Mitarbeiter und Kunden zittern um Karstadt
Dresden - Kaufhaus-Kette in Not. Anfang der Woche hat René Benko (45), Besitzer von Galeria Karstadt Kaufhof, ein sogenanntes Schutzschirmverfahren für seine in Schieflage geratene Kaufhauskette beantragt - bereits zum zweiten Mal nach 2020. Auch das Karstadt-Kaufhaus an der Prager in Dresden ist betroffen.
Es gehört zum Benko-Imperium, das zur Sanierung nun Schließung von 40 der 131 Kaufhäuser in ganz Deutschland vorsieht. Die 350 Mitarbeiter in Dresdens Karstadt-Filiale sind beunruhigt.
"Die Wut und die Enttäuschung ist groß bei unseren Kollegen vor Ort", sagt Torsten Furgol (53), Landesfachbereichsleiter Handel bei der Gewerkschaft ver.di. Jahrelang haben auch die Dresdner Mitarbeiter des Konzerns durch Gehaltsverzicht Millionen Euro in das Unternehmen gesteckt, zudem Vorschläge für ein Zukunftsmodell präsentiert. "Die haben im Management jedoch wenig Gehör gefunden", so Furgol.
Ver.di möchte nun umgehend in Verhandlungen eintreten, um "möglichst jeden Arbeitsplatz zu erhalten". Die Mitarbeiter selbst halten sich bedeckt, ein Kollege aus dem Erdgeschoss offenbart: "Wir haben bisher kaum Infos bekommen." Ob das Haus überhaupt für eine Schließung infrage kommt? Bisher unbekannt.
Doch zumindest im Rathaus steht das Thema auf der Agenda. "Selbstverständlich stehen wir mit der Unternehmensführung in Kontakt", erklärt Stadtsprecher Kai Schulz (47) auf Anfrage. Die Filiale hat mit ihrer 1a-Lage aus Sicht der Stadt die gleiche Bedeutung wie die Altmarkt- und Centrum-Galerie.
Gemischte Gefühle bei den Dresdnern
Die Dresdner selbst beobachten das Geschehen mit gemischten Gefühlen. "Für mich würde sich bei einer Schließung kaum etwas ändern", sagt Studentin Rebecca Hoffmann (24), die gerade zum ersten Mal in das Warenhaus geht.
Ähnlich sieht es Alexander Schubert (21), der hier Küchengeräte einkauft. Jedoch: "Ich würde mir wünschen, dass der Staat eingreift, schon alleine wegen der Jobs."
Schwer würde Inge Lange (83) der Abschied fallen. Die Rentnerin aus Riesa: "Ich komme vier- bis fünfmal im Jahr hierhin und wäre traurig, wenn sie zumachen."
Titelfoto: Eric Münch (2)