Mehr Wald der Natur überlassen: Sachsen prüft weitere Flächen
Damit kann sich die Natur nun auf 19.300 Hektar Wald ohne direktes Eingreifen des Menschen entfalten, wie das Umweltministerium auf dpa-Anfrage informierte.
Doch weitere Flächen sind nötig, um die Ziele der Nationalen Biodiversitätsstrategie und des Koalitionsvertrages zu erfüllen. Dort ist festgeschrieben, dass fünf Prozent der gesamten Waldfläche einer natürlichen Entwicklung überlassen werden sollen.
Dem Staatswald ist hierbei eine Vorbildrolle zugedacht: Zehn Prozent seiner Fläche sollen aus der Nutzung genommen werden.
Dieses Zehn-Prozent-Ziel soll laut Koalitionsvertrag Ende des Jahres erreicht sein. Bisher liege der Anteil bei 8,8 Prozent, hieß es. Weitere Flächen würden derzeit ausgewählt - welche das genau sein werden, konnte das Ministerium noch nicht sagen und verwies auf einen "noch vorgesehenen Abstimmungsprozess".
Bislang dominieren hierbei vor allem im Staatswald liegende Schutzgebiete wie der Nationalpark Sächsische Schweiz, das Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft sowie die Naturschutzgebiete Königsbrücker Heide und Gohrischheide/Elbniederterrasse Zeithain.
Größter Teil des Waldes in Privatbesitz
Der Wald sei einerseits Holzlieferant und Erholungsort, andererseits eine wichtige CO2-Senke und Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten, betonte Umweltminister Wolfram Günther (48, Grüne).
Wälder, die sich selbst überlassen werden, seien häufig "wahre ökologische Hotspots". "Hier kommen viel mehr und andere Arten vor als in reinen Wirtschaftswäldern", erklärte Günther. Auch könnten sie helfen, natürliche Prozesse besser verstehen zu lernen. "Das hilft uns bei der Entwicklung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung."
In Sachsen gibt es laut Staatsbetrieb Sachsenforst rund 520.000 Hektar Wald - das sind gut 28 Prozent der Landesfläche. Der größte Teil davon ist in Privatbesitz (45,6 Prozent), gefolgt vom Landeswald (39,4 Prozent). Der Rest gehört anderen Institutionen wie Kommunen, dem Bund oder Kirchgemeinden.
Laut Ministerium können sich auch private Waldbesitzer an der Schaffung von Wildnisgebieten beteiligen. Dazu hat der Bund einen Wildnisfonds eingerichtet. Gefördert werden Flächen, die eine Größe von mindestens 500 Hektar haben, entsprechend erweitert werden können oder ein bestehendes Waldwildnisgebiet vergrößern können.
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