Dresden - Die Neubauten der Chip-Industrie sorgen im Dresdner Norden einerseits für Aufbruchstimmung, andererseits für Sorgenfalten. Denn die vielen neuen Jobs könnten in den kommenden Jahren bis zu 10.000 zusätzliche Autofahrten (pro Tag) verursachen.
Normalerweise ist die Waldschänke am Rande von Hellerau ein ruhiges Örtchen.
Nicht so am Montagabend: Etwa 100 Anwohner füllten das alte Gasthaus, um im Rahmen einer Bürgerwerkstatt über die Zukunft des Rad- und Nahverkehrs im Chip-Revier zu diskutieren. Aufgerufen dazu hatte eine lokale Arbeitsgemeinschaft, die "AG nachhaltig mobil".
Zuerst hielten Entscheidungsträger (Verwaltung, DVB) Impulsvorträge. "Schon jetzt pendeln etwa 98.000 Arbeitnehmer pro Tag nach Dresden ein. Deshalb liegt unser Fokus nun auf der Verlängerung der Straßenbahnlinie 8", sagte Wirtschaftsbürgermeister Jan Pratzka (52, CDU).
"Dafür braucht es eine Abkehr vom strikten Kreditverbot der Landeshauptstadt", erklärte Stadträtin Ulrike Caspary (55, Grüne) im Nachgang. Pratzka beteuerte: "Wir müssen groß denken."
Bürger haben skurrile Vorschläge für den Norden von Dresden
Frank Fiedler (48, Stadtplanungsamt) erinnerte an die Situation am Airportpark: "Hier kommen 84 Prozent der Beschäftigten täglich mit dem Auto zur Arbeit."
Besprochen wurden deshalb auch mögliche Erweiterungen des S-Bahn-Netzes. Erheiternd und skurril zugleich waren einige Vorschläge der Bürger zur "letzten Meile" des Arbeitswegs.
Die reichten von überdachten Laufbändern (wie bei einem Flughafen), über einen Fahrrad-Anhänger an der Straßenbahn bis zu einer Extra-Autobahnabfahrt für die Chip-Arbeiter.
Ebenfalls anwesend war Torsten Schein von Chip-Riese TSMC. Der Personalverantwortliche war zuletzt in Singapur (Asien) tätig, signalisierte dem Publikum Kooperationsbereitschaft.
Er betonte jedoch auch: "Je besser das Angebot, desto eher kann ich unsere Mitarbeiter vom ÖPNV überzeugen."