Wurst to go! Bei Meister Klinge gibt's Fleisch und Co. ganz "automatisch"

Dresden - Appetit kennt keinen Ladenschluss! Bei Fleischermeister Franz Klinge (36) auf der Striesener Mosenstraße gibt es seit Freitag (fast) rund um die Uhr "Wurschd to go". Von 4 bis 24 Uhr bietet er in seinem "Selbst-Kaufladen" in fünf Automaten neben Bratwürsten, Steaks, Leberwurst im Glas und kompletten Hauptgerichten auch frische Eier, Milch, Kaffee, Nudeln, Getränke und Gummibärchen an.

Fleischermeister Franz Klinge (36) befüllt den Lebensmittel-Automaten.
Fleischermeister Franz Klinge (36) befüllt den Lebensmittel-Automaten.  © Petra Hornig

Insgesamt 136 Fächer und Positionen geben auf Knopfdruck oder via Zahlenkombination ihren durststillenden oder satt machenden Inhalt frei.

"Die Idee kam mir, als ich mich mit der Anschaffung einer Softeismaschine beschäftigt habe. Dann sah ich in anderen Städten die Lebensmittelautomaten - und war begeistert", erzählt Franz, der seit 2014 die Fleischerei Klinge mit drei Mitarbeitern führt.

Eine davon ist Mama Christina (57), die dem ehemaligen Kosmetikstudio neben der Fleischerei den Namen "Selbst-Kaufladen" gab. "Überhaupt hat mich meine ganze Familie sehr unterstützt, denn ich habe viel Zeit in das Projekt investiert", schmunzelt der zweifache Papa.

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"Die fünf Automaten werden täglich nach Bedarf nachgefüllt. Wurst, Fleisch, Eingekochtes und die Menüs kommen natürlich aus unserer Fleischerei und werden bei drei Grad gekühlt, Getränke bei zehn Grad." Für Anregungen hängt ein "Wunschbriefkasten" im Laden.

2014 hat Franz Klinge die Striesener Fleischerei von seiner Mutter Christina (57) übernommen.
2014 hat Franz Klinge die Striesener Fleischerei von seiner Mutter Christina (57) übernommen.  © Petra Hornig

Snacks aus dem Automaten: Das steckt drin!

Zehn Vakuum-Verpackungen passen hintereinander auf eine Automatenschiene.
Zehn Vakuum-Verpackungen passen hintereinander auf eine Automatenschiene.  © Petra Hornig
Eingekochtes aus der Fleischerei: Gräupcheneintopf mit Kassler, Flecke, Senfeier.
Eingekochtes aus der Fleischerei: Gräupcheneintopf mit Kassler, Flecke, Senfeier.  © Petra Hornig

"Die Preise sind wie in der Fleischerei - eine Portion Schweinegulasch mit Kartoffeln und Rotkohl kostet sieben Euro, das Kilo Schweinekammsteaks 14 Euro." Bei Mehl, Butter, Milch & Co. verspricht Franz Klinge Preise unter "Spätshop"-Niveau.

Alkoholische Getränke gibt's nur mit Ausweis oder Führerschein.

Gezahlt werden kann bar, mit Karte oder via App.

Zum Angebot gehören auch komplette Menüs wie Spirelli mit Wurst, Käse und Tomatensoße.
Zum Angebot gehören auch komplette Menüs wie Spirelli mit Wurst, Käse und Tomatensoße.  © Petra Hornig

Schon vor mehr als 100 Jahren beliebt: Dresdens lange Automaten-Tradition

Automaten für Speis und Trank sind keine Erfindung des 21. Jahrhunderts. Sie haben in Dresden eine mehr als hundertjährige Tradition, die mit einem gescheiterten Versuch begann.

1901 wollte der Dresdner Hotelier Rudolf Sendig mehr als 50 Automaten für Getränke und Speisen in seinem Ladenlokal auf der Großen Brüdergasse 8 aufstellen. Doch er bekam keine Genehmigung. Die Berliner Gewerbeausstellung hatte erst kurz vor der Jahrhundertwende die Automaten vorgestellt - als Reaktion auf den diskutierten Trinkgeldzwang.

Statt Restaurants: In der DDR gab es die Automaten meist auf Bahnhöfen oder Raststätten.
Statt Restaurants: In der DDR gab es die Automaten meist auf Bahnhöfen oder Raststätten.  © Deutsche Fotothek

Am 25. Juli 1903 eröffnete in der Seestraße 7 das erste Automatenrestaurant der Stadt. Wo heute C&A ansässig ist, bot damals die Firma Wehn & Co. Brötchen mit Schinken und Lachs, Bier, Wein & Kuchen an. 1904 folgte auf der Wilsdruffer Straße 25 das zweite Automatenlokal - mit kalten und warmen Speisen.

Der Trend setzte sich mit dem "Wettin-Automat" (Wettiner Straße), dem "Imperial-Automat" (König-Johann-Straße) fort. Die Attraktion im 1911 eingeweihten Palast-Hotel Weber am Postplatz war der "Palast-Automat".

Die meisten Automaten-Lokale wurden in den 1920er-Jahren wieder geschlossen - wegen der Inflation.

Lebensmittelautomat im Ex-DDR-Museum am Albertplatz.
Lebensmittelautomat im Ex-DDR-Museum am Albertplatz.  © Petra Hornig

Bereits seit Ende der 1880er-Jahre gab es einzelne Automaten, dem Schokoladenhersteller Stollwerck folgte etwa der Dresdner Zigarettenhersteller Laferme. Modelle der Dresdner Union Automatenfabrik waren begehrt, wurden mit Pfefferminz, Schokolade, Zigaretten, Bonbons, Streichhölzern gefüllt.

Titelfoto: Bildmontage: Petra Hornig

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