Wieder geöffnet: Dresdner Ratskeller wagt einen neuen Versuch

Dresden - Die unendliche Geschichte um den Ratskeller im Rathaus! Nachdem sich zuletzt lange kein Betreiber für das Restaurant im Kellergewölbe gefunden hatte, danach mehrere Gastronomen scheiterten, öffnet die historische Stätte jetzt erneut für Mitarbeiter der Dresdner Stadtverwaltung und auch für Besucher.

Freut sich über sein neues Betriebsrestaurant: Andreas Ulrich (61) ist operativer Geschäftsführer der Betreiberfirma "Widynski und Roick".
Freut sich über sein neues Betriebsrestaurant: Andreas Ulrich (61) ist operativer Geschäftsführer der Betreiberfirma "Widynski und Roick".  © Eric Münch

Zur Erinnerung die jüngere Geschichte des Ratskellers: Nach der Jahrhundertflut 2002 blieb der Ratskeller dicht, musste aufwendig saniert werden. Danach fand die Stadt viele Jahre keinen Betreiber.

Groß war die Freude, als 2019 Gourmetta übernahm. Doch die stellten ihren Kantinenbetrieb nach einem Jahr wieder ein, nannten wirtschaftliche Gründe und unklare Aussichten wegen Corona.

Im Juni 2020 probierte es "Genuss Art", gab aber diesen Februar "wegen Personalmangel" auf.

Dresden: Demo-Proteste gegen Hilberts Sparhammer in der Innenstadt
Dresden Lokal Demo-Proteste gegen Hilberts Sparhammer in der Innenstadt

Seit Dienstag darf nun wieder gegessen werden! Mit "Widynski und Roick" übernimmt eine brandenburgische Firma (460 Mitarbeiter), die auch für Kanzler Olaf Scholz (64, SPD) und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (67, SPD) in Berlin kocht sowie in Dresden die Mitarbeiter von Siemens und des Helmholtz-Zentrums versorgt.

"Wir öffnen Montag bis Freitag von 8 bis 14 Uhr, wollen die Frühstücks- und Mittagsversorgung vor allem fürs Rathaus, Firmen in der Nähe, aber auch Bauarbeiter übernehmen", sagt der operative Geschäftsführer Andreas Ulrich (61).

Das kommt auf den Teller

René Wagenbreth (44) schiebt Schweineschnitzel in den Kombi-Dampfer.
René Wagenbreth (44) schiebt Schweineschnitzel in den Kombi-Dampfer.  © Eric Münch

Angeboten werden früh belegte Brötchen (ab 2,20 Euro) und Omelette (3,50 Euro), mittags drei Mahlzeiten (Rathausmitarbeiter zahlen einen Euro weniger), Salatbar, Desserts.

Jens Stütze (39) kam mit Partnerin Anne Wolgast (32) und Sohn Franz (3). Die Familie probierte Backfisch mit Kartoffel-Gurken-Salat (7,10 Euro) sowie Schweineschnitzel mit Fenchel-Mais-Gemüse und Kartoffeln (7,90 Euro). "Wir finden es super, auch die Preise sind in Ordnung", sagt der Familienvater und will wiederkommen.

Auch das erste Feedback einiger Rathausmitarbeiter fiel positiv aus. Die Betreiber hoffen jetzt, sich am Standort etablieren zu können. Ihr Vertrag läuft vier Jahre.

Der Saal im Gewölbekeller war Dienstagmittag gut gefüllt.
Der Saal im Gewölbekeller war Dienstagmittag gut gefüllt.  © Eric Münch
Wieder geöffnet: der Eingang zum Ratskeller am Dr.-Külz-Ring.
Wieder geöffnet: der Eingang zum Ratskeller am Dr.-Külz-Ring.  © Eric Münch
Hier können Rathausmitarbeiter und auch externe Gäste ihr Essen wählen.
Hier können Rathausmitarbeiter und auch externe Gäste ihr Essen wählen.  © Eric Münch
Auch TAG24-Reporter Hermann Tydecks (40) probierte den Backfisch und konnte nicht meckern.
Auch TAG24-Reporter Hermann Tydecks (40) probierte den Backfisch und konnte nicht meckern.  © Eric Münch

Der Keller war früher ein Publikumsrenner

Prosit! Schon früher war der Ratskeller beliebt.
Prosit! Schon früher war der Ratskeller beliebt.  © SLUB / Deutsche Fotothek

1910 wurde die historische Gaststätte im Rathaus als "Ratsweinkeller" eröffnet. Die vor einem der Eingänge von Bildhauer Georg Wrba (1872-1939) geschaffene Bronzeskulptur "Bacchus auf einem Trunkenen Esel reitend" zeigt, dass schon damals ordentlich getrunken wurde - es gab auch einen großen Weinkeller. Die zünftigen Feste waren ein Publikumsrenner.

Auch während der Goldenen Zwanziger liefen die Geschäfte gut. Nach Zerstörung des Rathauses 1945 konnte der Ratskeller erst 1966 wieder eröffnet werden. Zu DDR-Zeiten speisten Besucher gerne in dem HO-Restaurant.

Nach der Wende wurde der Ratskeller mehrmals saniert, bis der Betrieb wegen der Jahrhundertflut eingestellt werden musste. Übrigens: Wer an der Zehe des Weingottes Bacchus reibt, soll Glück haben.

Titelfoto: Bildmontage: Eric Münch

Mehr zum Thema Dresden Lokal: