Wie einst Opa Hempel, so der Enkel: Dresdner Steinmetz schlägt sich wacker
Dresden - Großvater Hempel hatte das zerbombte Dresden restauriert. Enkel Sebastian Hempel (52) führt die Bildhauerei in der vierten Generation weiter. Nachdem in der Traditionswerkstatt die Skulptur "Archäologie" aus dem Stein geschlagen und in der Dresdner Hauptstraße aufgestellt wurde liegen die nächsten beiden 3,5 Tonnen schweren Bossen für "Architektur" und "Lied" schon bereit.
Steinmetz Marcus Faust (56) in Hempels Diensten hat dieses Jahr keinen Urlaub gemacht. Nach Fertigstellung von "Archäologie" musste er umgehend eine andere Skulptur abliefern.
Dabei entspringt sein neuer "Apollon" keiner Vorlage, sondern seiner Fantasie: "Man kann nicht sagen, dass es einfacher ist, mit Modellvorlage zu arbeiten. Das ist eine wesentlich andere Arbeit," erklärt der Bildhauermeister.
Faust ist seit 40 Jahren im Beruf, lernte sein Handwerk beim verstorbenen Hempel senior. Sein knapp zwei Meter hoher Apollon steht nun im Schlosspark Mönau am Bärwalder See.
Direkt nach Abgabe der Arbeit machte sich der Künstler an die Arbeit der Skulpturen für die Hauptstraße in Dresden.
Auftragslage im Bildhauer-Gewerbe ist eher gering
Dort steht bereits "Archäologie", eine von einst acht Skulpturen. "Das werden 'Architektur' und 'Lied'. Sie sollen ebenfalls in der Hauptstraße aufgestellt werden", erklärt Sebastian Hempel, Chef der Bildhauerei.
Die Auftragslage im Bildhauer-Gewerbe sei "sehr gering". Daher freut er sich, auch wenn diese doppelte Auftragsarbeit doppelten Stress bedeutet. Denn für die beiden Skulpturen war nur bis Ende des Jahres Zeit.
Das Projekt ist aus dem Fonds des ehemaligen DDR-Parteivermögens finanziert. Am Ende des Jahres verfällt das Geld: "Praktisch bedeutet das, wir müssen zwei Statuen in der Zeit von einer machen", so Hempel.
Marcus Faust gesteht derweil lächelnd, dass er eh keinen Urlaub geplant hatte.
Titelfoto: Petra Hornig