Wie aus dem "Dresdner Hof" das Hilton wurde: Mitarbeiter der ersten Stunde blicken zurück
Dresden - Kaum ein anderes Hotel ist so eng mit der Geschichte Dresdens verbunden wie das Hilton an der Frauenkirche. Seit der feierlichen Eröffnung vor 35 Jahren geben sich hier Staatsgäste, Prominente und Stammgäste die Klinke in die Hand - begleitet von einem Team, das über Jahrzehnte zusammengewachsen ist.

Irini Mühlbach (71), bis 2018 Guest-Relation-Managerin (Empfangsdame und Gästebetreuerin), hat das Haus geprägt wie kaum eine andere. Sie betreute unzählige Gäste. Und obwohl sie offiziell im Ruhestand ist, kehrt sie für Stammgäste wie Roland Kaiser (72) jedes Jahr zurück.
Der Alltag im Hotel ließ wenig Raum für Schlaf, doch sie ging stets bis an ihre Grenzen: "Als US-Politiker Robert McNamara und der ehemalige kanadische Premier Pierre Trudeau bei uns zu Gast waren, habe ich sie in die Philharmonie begleitet. Da hab ich nur gedacht: 'Hoffentlich schläfst du nicht ein.'"
Als im Herbst 1989 die Mauer fiel, war eigentlich ein Probelauf geplant, doch plötzlich strömten Gäste aus dem Westen ins Haus. Noch vor der offiziellen Eröffnung waren alle Zimmer belegt.
Auch in den Folgejahren war das Hotel regelmäßig ausgebucht. Einmal musste sogar ein Messechef in der Sauna übernachten, weil nichts mehr frei war.

Obama-Besuch mit strengsten Sicherheitsvorkehrungen

Von Helmut Kohl über Angela Merkel bis zur dänischen Königin - sie alle waren im Hilton. "Den roten Teppich haben wir nie eingerollt", sagt Irini Mühlbach stolz.
2009, beim Besuch von US-Präsident Obama, wurde die Innenstadt weiträumig abgeriegelt. "Die Gullydeckel waren zugeklebt und wir kamen nur noch über Sicherheitsschleusen ins Hotel", erzählt Finanzdirektorin Ulrike Schmidt-Peter (65), selbst Mitarbeiterin der ersten Stunde.
Ilona Patzig (66), 32 Jahre im Haus, war damals für die Fenster zuständig: "Alle sollten geschlossen bleiben. Aber ausgerechnet Obamas Sicherheitsleute hielten sich nicht daran ..."
Am 1. Februar 1990 wurde das Haus offiziell als "Dresdner Hof" eingeweiht, im März 1992 dann Teil der Hilton-Gruppe. "Eine Zeit, in der morgen nicht mehr stimmte, was heute richtig war. Permanent hat sich was geändert", erinnert sich Ulrike Schmidt-Peter an die turbulenten Anfangsjahre.


Zweites Zuhause für Mitarbeiter

Die Stadt stellte seinerzeit strenge Auflagen für den Betrieb: Das Hotel musste weitgehend autark funktionieren.
"Wir hatten eine eigene Druckerei, eine Fleischerei und sogar ein Mehlsilo im Keller", berichtet Ex-Chefkoch Manfred Schönwolf (81). "In diesem Job braucht es Herzblut."
So ist es mehr als ein Hotel, nämlich ein zweites Zuhause für die Mitarbeiter. "Man musste sich nur ansehen und hat einander verstanden", erzählt Ex-Managerin Mühlbach.
Durch die Lage mitten im Stadtzentrum war das Hilton oft mittendrin im Geschehen. Direkt an der Ruine der Frauenkirche eröffnet, erlebte das Team 2005 deren feierliche Weihe mit.
Auch beim Richtfest des Residenzschlosses war das Hotelpersonal beteiligt, erinnert sich Frau Mühlbach. "Hier haben wir das Catering mit einem Baukran in die erste Etage gehievt. Einfach unvergesslich ..."
Titelfoto: Montage: IMAGO/Sächsische Zeitung, Eric Münch (4)