Welche Stelle darf's denn sein? Schnelle Job-Vermittlung in der Straßenbahn
Dresden - Rund 200 Schüler und Arbeitslose waren am Mittwoch in der "Karriere-Bahn" auf der Jagd nach einem Ausbildungsvertrag. In der Bahn keine gewöhnlichen Fahrgäste: alles Personaler auf der Suche nach Azubi-Nachwuchs.
Seit 2022 gibt es das Azubi-Speed-Dating (organisiert von IHK, Handwerkskammer, Arbeitsagentur, Jobcenter und Stadt) in Dresden schon.
Das Konzept: Junge Leute auf Jobsuche kommen während einer Tramfahrt vom Postplatz über die Elbe und zurück mit ihren Wunsch-Arbeitgebern ins Gespräch.
Gesprächstermine (je 15 Minuten) wurden vorher online vereinbart.
Rund 40 Jobs hätten so allein voriges Jahr vermittelt werden können, ist Florian Riedel (34) von der Arbeitsagentur stolz.
"Wir haben eine super Resonanz von den Arbeitgebern und Jugendlichen bekommen. Wir wollen kreativ zeigen, dass man in Deutschland nicht studieren muss, um eine gute Karriere zu machen."
Vielseitiges Angebot von Arbeitgeberseite
Im 20-Minuten-Takt war die Bahn am Nachmittag unterwegs, nahm dabei auch Bewerberin Anna Eschenbach (23) mit. "Erst wollte ich Ergotherapeutin werden, das war nichts für mich. Ich werde mich nun als Bürokauffrau bewerben."
Felix Gottlieb (24) studierte erst Lehramt, bevor ihm klar wurde: "Kaufmann zu werden, passt besser zu meinen Stärken. Ich hoffe, dass ich dieses Jahr noch einen Ausbildungsplatz bekomme."
Auf Arbeitgeberseite war das Angebot vielseitig, von der Pflegekraft über den Schädlingsbekämpfer bis zum Mikrotechnologen waren Jobs zu vergeben. "Man muss heutzutage zusehen, wo man seine Azubis herbekommt", so Ingenieur Frank Schnitzer (42), der für das Ingenieursbüro "BHB" einen Vermessungstechniker suchte.
Auf der Suche nach einem Rechtsanwaltsfachangestellten war Rechtsanwältin Nicole Scholze (44) von der Sanierungs- und Insolvenzkanzlei Scholze: "Die Bewerbersituation hat sich stark verschlechtert. Daher ist es sinnvoll, neue Formate auszuprobieren."
Manche Bewerber erscheinen einfach nicht
Ein Dämpfer: Nicht alle angemeldeten Teilnehmer erschienen. Auch Ingenieur Schnitzer und Rechtsanwältin Scholze wurden von Bewerbern im Stich gelassen. "Man stellt immer wieder fest, dass mancher Jugendliche es mit der Termintreue nicht so ernst nimmt", erklärt Arbeitsagentur-Chefin Gerlinde Hildebrand (62).
Und dennoch: "Das Konzept hat sich über die Jahre bewährt."
Titelfoto: Norbert Neumann