Wegen Klimawandel: Diese Tipps gibt Dresdens Kleingartenchef

Dresden - Es wird immer heißer und trockener: Obwohl Dresden mit insgesamt 23.000 Gartenparzellen - mehr als 760 Hektar - zu den grünsten Städten Europas zählt, macht der Klimawandel auch hier nicht Halt. Für Kleingärtner ein großes Problem. Wie kämpfen sie mit den Folgen? Dresdens oberster Kleingärtner Frank Hoffmann (66, Stadtverband "Dresdner Gartenfreunde") weiß, worauf es ankommt.

Naturnahe Gärten wirken auf den ersten Blick chaotisch, doch auch hier steckt ein System dahinter.  © Ove Landgraf

"Kleingärten müssen klimaangepasst sein. Parzellen brauchen größere Bäume. Die spenden Schatten, brechen den Wind und stoppen den Staub", zählt Verbands-Chef Hoffmann auf.

Obstbäume eignen sich hierfür besonders: "Sie bieten Insekten und Vögeln ein Zuhause und Nahrung." Bislang setzten Laubenpieper gerne auf Pfirsiche und Aprikosen.

Von denen sollte man jedoch die Finger lassen: "Die Erträge sind gering und die Blüten empfindlich. Die werden schnell angeregt und oft vom Spätfrost zerstört", warnt Hoffmann.

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Statt wie früher Bohnen, Kartoffeln und die allseits beliebte Tomate anzubauen, empfiehlt er Melonen, Artischocken und Physalis. "Lieber Mut zur Vielfalt, die über das ganze Jahr nutzbar ist, als ein hoher Ertrag von nur einer Sorte."

Außerdem ist für Hoffmann klar, dass "Nadelbäume nicht in den Kleingarten gehören. Die behindern nur das Gärtnern und die fallenden Nadeln verrotten und versauern den Boden."

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Für den Vorsitzenden des Gartenverbands "Dresdner Gartenfreunde" Frank Hoffmann (66) sind Kleingärten unabdingbar für ein gesundes Klima in der Stadt.  © Ove Landgraf

Kleingarten-Experte rät zur Blühwiese

Der traditionelle englische Rasen birgt keine Nahrungsquellen für Insekten. Hier zu sehen: Vorstandsmitglied Martin Nickel (67) vom Kleingartenverein "Flora I" beim Rasenmähen.  © Ove Landgraf

Mit klimaangepassten Pflanzen ist es nicht getan. "Wir werden immer weniger Wasser zur Verfügung haben", sagt der Gartenexperte. Er rät zu Zisternen.

Ein Anfang wäre schon die Regentonne - Hauptsache, das Wasser wird gespeichert. Auch der Rasen sollte so selten wie möglich gemäht werden: "Wir brauchen mehr Blühwiesen, die nützen den Insekten, und weniger Rasen. Die Bereitschaft ist hier generationsabhängig."

Die älteren Kleingärtner lieben ihren englischen Rasen, während die jüngeren Mut zur Blühwiese haben. Der Wandel scheint also auch eine Generationsfrage zu sein.

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Wer denkt, sein Garten ist besonders gut an veränderte Klimabedingungen angepasst, kann bis zum 31. Mai beim Wettbewerb "Natur sucht Kleingarten" mitmachen. Infos unter: www.dresdner-gartenfreunde.de.

Rasen für die Bienen

TAG24-Redakteurin Jacqueline Grünberger.  © Steffen Füssel

Kommentar von Jacqueline Grünberger

Der Klimawandel macht vor niemandem halt. Auch nicht vor Kleingärtnern. Trotzdem halten viele noch an der traditionellen Idee vom perfekt gestriegelten Garten fest. Doch der englische Rasen - kurz geschoren und gut bewässert - ist weder zeitgemäß noch nachhaltig.

Ein Kleingarten soll auch weiterhin ein Ort zum Relaxen sein. Aber echte Entspannung bedeutet heutzutage auch, der Natur wieder Raum zu geben: Rasen seltener mähen, Blühwiese für Bienen lassen. Vielfalt statt Monokultur.

Wer sich öffnet und sein Bild von einem "perfekten" Garten hinterfragt, wird merken: Gartenzwerge fühlen sich auch in Blühwiesen wohl. Und die Nachbarn werden nicht verstohlen über den Gartenzaun lunschen. Und wenn, dann nur, um zu bemerken, dass dort mehr Bienen unterwegs sind als auf dem eigenen Geläuf.

Es reicht nicht mehr, die Laubenkolonie als Ort der Oase vom Rest der Welt abgeschirmt zu betrachten. Draußen ändert sich das Klima - drinnen muss sich die Mentalität ändern. Natürlich ist es ein Prozess und viele Kleingärtner lassen sich bereits darauf ein. Doch vielleicht kann man damit anfangen, den Rasen seltener zu mähen ...

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