Was wird aus Giftdeponie? Wie Dresden sein strahlendes Erbe loswerden will

Dresden - Auch im Dresdner Süden ließ die damalige Sowjetunion über die Wismut uranvererzte Steinkohle fürs atomare Wettrüsten abbauen. Das strahlende Erbe lagert bis heute zusammen mit Unmengen Müll auf der Collmberghalde in Coschütz. Jetzt soll die Giftdeponie zum Naherholungsgebiet saniert werden.

Die Collmberghalde in Coschütz ist Dresdens letzte strahlende Deponie: Die Altlasten am Fuß der Halde sollen nun abgetragen werden.
Die Collmberghalde in Coschütz ist Dresdens letzte strahlende Deponie: Die Altlasten am Fuß der Halde sollen nun abgetragen werden.  © Steffen Füssel

Die öffentlich nicht zugängliche Collmberghalde (knapp 24 Fußballfelder groß) nahe der Weißeritz ist Dresdens letzte Deponie mit radioaktivem Material.

Nachdem hier schon im späten 18. Jahrhundert Steinkohle gefördert worden war, baute die Wismut von 1947 bis 1954 uranhaltige Kohle ab.

Die strahlenden Bergbau-Altlasten (nicht aufbereitungsfähiges Erz) wurden ab den 60er-Jahren mit kommunalem Siedlungsmüll und später mit Braunkohleasche aus dem Kraftwerk Nossener Brücke überschüttet.

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Zwar ist die Strahlenbelastung für die Anwohner umliegender Häuser, Kleingärten und Betriebe laut Rathaus "nicht gesundheitsgefährdend". Doch gerade Kinder sollten auf der Halde nicht spielen (etwa Löcher graben). Damit das künftig möglich wird, soll die Giftdeponie zum Naherholungsgebiet saniert werden.

"Es soll sich naturnah entwickeln, als Aussichtspunkt begehbar sein und soll dann völlig sicher ohne Radon-Belastung sein", sagt Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (57, Grüne).

Die Strahlenbelastung ist auch vor Sanierungsbeginn laut Rathaus "nicht gesundheitsgefährdend". (Symbolbild)
Die Strahlenbelastung ist auch vor Sanierungsbeginn laut Rathaus "nicht gesundheitsgefährdend". (Symbolbild)  © 123RF
Der frühere Amtsleiter Christian Korndörfer (67) zeigt die Kraftwerks-Asche im Boden, die sich zu einer sandartigen Schicht entwickelt hat.
Der frühere Amtsleiter Christian Korndörfer (67) zeigt die Kraftwerks-Asche im Boden, die sich zu einer sandartigen Schicht entwickelt hat.  © Ove Landgraf

So soll die Sanierung ablaufen - und das soll sie kosten!

Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (57, Grüne) und Wismut-Projektleiter Martin Zimmermann (52) am Fuß der Halde.
Umweltbürgermeisterin Eva Jähnigen (57, Grüne) und Wismut-Projektleiter Martin Zimmermann (52) am Fuß der Halde.  © Steffen Füssel

Laut Jens Rasche (54) vom Umweltamt ein einzigartiges Projekt. Denn es muss kein Material abtransportiert werden.

Stattdessen werden am Fuß der steilen Hänge die strahlenden Ablagerungen abgetragen. Die entstehende Lücke wird mit Kraftwerks-Asche (mittlerweile eine Art Sand) gestopft. Diese wird aus höheren Lagen der Halde entnommen.

In die so entstehende Grube werden dann die unten entfernten gefährlichen Ablagerungen gefüllt.

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Darüber kommt eine zwei Meter dicke Asche-Schicht und darauf zum Abschluss neuer Erdboden (0,5 Meter), in den Bäume und Sträucher gepflanzt werden.

Die Arbeiten sollen Mitte Dezember starten, insgesamt rund fünf Jahre dauern (erst Nord-, dann Südseite). Die Kosten (teilen sich Stadt und Wismut) betragen rund neun Millionen Euro.

Blick unter Tage: Die Vorbereitungen auf dem Areal dauern schon Jahre an, auch eine Probesanierung wurde durchgeführt.
Blick unter Tage: Die Vorbereitungen auf dem Areal dauern schon Jahre an, auch eine Probesanierung wurde durchgeführt.  © Ove Landgraf

Die Wismut als Uranbeschaffer

Aufnahme von 1990: Zwei Bergmänner an einem Förderwagen, mit dem Uranerz aus dem Schacht in Gittersee gefördert wurde.
Aufnahme von 1990: Zwei Bergmänner an einem Förderwagen, mit dem Uranerz aus dem Schacht in Gittersee gefördert wurde.  © DPA

Wismut war der Tarnname für den Uranerz-Abbau in der sowjetischen Besatzungszone.

Um sich das ostdeutsche Uran vor allem im Erzgebirge (auch Königstein, Johanngeorgenstadt, Dresden-Gittersee) einzuverleiben, wurde 1947 die Sowjetische Aktiengesellschaft "SAG Wismut" gegründet. Erst 1954 wurde die DDR beteiligt (SDAG).

Hinter der UdSSR, USA und Kanada war die DDR der viertgrößte Uranproduzent weltweit. Den Preis bezahlten Tausende Arbeiter mit ihrer Gesundheit (Arbeitsunfälle, Lungenkrebs).

Im Zuge der Wiedervereinigung stellte die SDAG 1991 den Betrieb ein. Als Wismut GmbH saniert das Unternehmen seitdem im Auftrag des Bundes (investiert viele Milliarden Euro) die Altlasten. Mehr als eine Milliarde Tonnen radioaktiver Rückstände wurde stabilisiert, Gefahren beseitigt.

Die Kontamination der Wässer, mit denen die Gruben geflutet wurden, wird aber noch Jahre dauern.

Titelfoto: Montage: dpa, Steffen Füssel, 123RF

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