Von der Sowjetarmee zerschossen: Wie die Königsbrücker Heide zum Naturschutzgebiet wurde
Dresden - Bis heute ist das Betreten verboten: Noch immer verbergen sich in der Königsbrücker Heide Kriegswaffen und scharfe Munition. Sie stammen von der Sowjetarmee, die das Gelände militärisch nutzte - und nach der Wende eine verwüstete Einöde hinterließ. Wie sich die Natur ihr Reich zurückerobert, dokumentiert seit über 25 Jahren Naturfotograf Dirk Synatzschke (64).

Der Pulsnitzer studierte Forstwirtschaft, arbeitete schon vorm Mauerfall als Revierförster, später als Gebietsentwickler für den Sachsenforst in der Königsbrücker Heide.
Die wurde bereits ab 1906 als Truppenübungsplatz der Königlich Sächsischen Armee genutzt, später mehrfach vergrößert. Zuletzt durch die sowjetischen Besatzer für militärische Übungen.
Nach dem Abzug der Truppen 1992 konnte Synatzschke an Exkursionen in dem rund 7000 Hektar großen Gebiet teilnehmen.
"Durch das Militär und die Panzer war das Gelände zerfahren, der frühere Wald zerschossen und abgebrannt. Ich schätze, rund 90 Prozent der Fläche war baumfrei", erinnert er sich.
Überlegungen, auf dem Gelände einen Flughafen oder eine Mülldeponie für Dresden einzurichten, mussten begraben werden - zu viele Altlasten wie Panzergeschosse versteckten sich im Boden.




Aus dem Sowjet-Ödland wurde Sachsens größtes Naturschutzgebiet

Letztlich sollte das Areal der Natur überlassen und geschützt werden - nach der Vision des Naturschützers Heinz Kubasch (1923-2013) aus Königsbrück.
"Schnell kamen Pflanzen wie Silbergras und Sträucher wie Heidekraut zurück", berichtet Synatzschke.
"Schon in den ersten Jahren wuchsen je nach Bodenverhältnissen Pionierbaumarten wie Birke und Kiefern neu. Nach der Jahrtausendwende würde ich wieder von einem Wald sprechen."
Auch seltene Tierarten wie Wiedehopf, Seeadler und Biber kehrten zurück. "Eine Familie zog einen Damm hoch, flutete ein Waldstück. So wurde eine Sumpfwiese daraus", sagt der Naturkenner.
"Es ist faszinierend, wie die Natur alles geregelt hat, eine schöne junge Wildnis und Sachsens größtes Naturschutzgebiet entstanden sind."
Doch die Vergangenheit bleibt sichtbar: Wo einst Treibstoff oder Öl den Boden verseuchten, wächst bis heute kein Baum. Wildschweine buddeln noch immer Munition aus, trotz jahrelanger Einsätze des Kampfmitteldienstes.
Titelfoto: Dirk Synatzschke