Vom falschen Hollywoodstar hereingelegt: Wie Gudrun von "Keanu Reeves" abgezockt wurde
Dresden - Immer wieder hört man von Liebesbetrug. Nachdem sie zwei Jahre lang geschwiegen hat, schildert Gudrun W. (57), wie sie Opfer eines "Love Scammers" wurde. Sie verlor innerhalb von 14 Monaten 8000 Euro: "Ich war verliebt, ich war blind. Es war wie Gehirnwäsche."
Es begann im Internet, auf Facebook. Dort gratulierte sie im September 2021 ihrem Schwarm, Hollywoodstar Keanu Reeves (60), wohl auf einer gefälschten Seite zum Geburtstag.
Infolgedessen erhielt sie Nachrichten auf Englisch, nutzte den Übersetzer: "Wo bist du gerade? Was machst du? - Ich habe geglaubt, dass er mir schreibt", erinnert sich die allein lebende Seniorin.
Wochenlang tägliche Nachrichten, geteilter Alltag, charmante Bilder mit Grüßen, dann erste Forderungen: "Bin am Dresdner Flughafen. Sende mir bitte 30 Euro für ein Taxi zu dir."
Gudrun W. wollte das glauben, ging immer wieder zum Kiosk, kaufte Steam-Karten im Wert von 20 bis 100 Euro.
Die darauf abgedruckte Nummer ist bares Geld wert: "Aufrubbeln, fotografieren und herüberschicken", erinnert sich Gudrun W. leise.
Gudrun W. wurde Opfer eines falschen Hollywoodstars
Minutiös notierte die emeritierte EDV-Fachfrau die Karten- und Telefonnummern, die verschiedenen E-Mail-Adressen und ging schließlich im Juni 2022 zur Polizei: "Ich wusste irgendwann, dass es nicht Keanu Reeves ist. Aber ich habe gehofft, dass wirklich jemand kommt." 4000 Euro waren bis dahin bereits verloren ...
Allein daheim löschte sie Facebook, Instagram, Twitter. Die Nachrichten und Anrufe hörten aber nicht auf. Der Ton per SMS hatte sich längst geändert: "Schatz, du weißt, dass du Freitag wieder 30 Euro überweisen musst, oder?"
Gudrun W. war völlig eingeschüchtert und verängstigt, überwies bis November 2022 "wie im Wahn" in kleinen Beiträgen weitere 4000 Euro. Bis sie nichts mehr hatte: "Keine Geschenke zu Weihnachten. Keine Geschenke zum Geburtstag. Nichts zu essen."
Den Kredit zahlt Gudrun W. auch heute noch ab, 2000 Euro sind bereits geschafft. 200 Euro bleiben monatlich zum Leben.
Es gibt keine organisierte Hilfe für Opfer von Liebesbetrügern in Dresden, aber die städtisch organisierte Möglichkeit von Selbsthilfegruppen: kiss@dresden.de
Titelfoto: Bildmontage: Petra Hornig