Völlig legal! Cannabis-Vereine schießen in Sachsen wie Pilze aus dem Boden
Dresden - Der Cannabiskonsum boomt. Seitdem Gesundheitsminister Lauterbach die Eckpunkte für die Freigabe vorgelegt hat, sprießen auch in Sachsen Cannabis-Clubs aus dem Boden. Die Industrieproduzenten fordern mehr Einfluss.
"Allein in Dresden gibt es schon einige Vereine", erzählt Martin Reuter (28). Er betreibt völlig legal einen Laden für Cannabis-Produkte, deren THC-Gehalt weniger als 0,2 Prozent beträgt, in der Dresdner Neustadt. Auch er hat zusammen mit Freunden einen Club gegründet.
Sie sind nach dem Willen der Bundesregierung künftig der Dreh- und Angelpunkt für den Anbau und die Abgabe von Cannabis mit höherem THC-Gehalt.
In Deutschland konsumieren immer mehr Menschen Cannabis. "2021 lag die Konsumentenzahl bei rund fünf Millionen Menschen", sagt der Suchtexperte Jakob Manthey vom Universitätsklinikum Leipzig. 2010 waren es rund drei Millionen. Gleichzeitig melden Ärzte und Psychotherapeuten eine Verdreifachung der Diagnosen für cannabisbezogene Störungen.
Die Legalisierung sei dennoch ein Schritt in die richtige Richtung, findet Manthey. "Gut finde ich, dass sich die Bundesregierung Gedanken darüber macht, wie mit Cannabiskonsum in der Gesellschaft umzugehen ist."
Kritik kommt aus Richtung der Industrie
Auch Reuter begrüßt die Pläne. Ihm sei vor allem wichtig, "dass man über die Thematik aufklärt und das auch mit einem gewissen moralischen Kompass macht".
Für ihn sei zunächst wichtig, mit anderen Clubs im Dresdner Umland zu netzwerken. Im September sei deshalb eine Veranstaltung geplant. Bis dahin werde hoffentlich auch klar sein, wie genau die Freigabe ablaufen werde. Vielleicht befasst man sich in Berlin bereits in dieser Woche damit.
Industrielle Produzenten kritisieren, dass sie in den Plänen der Regierung nicht vorgesehen sind. "Eigenanbau ist in Ordnung. Aber wenn man Produktqualität, Gesundheitsschutz oder eine sichere Versorgung gewährleisten will, dann muss man auch den Anbau ein Stück weit professionalisieren", sagt Constantin von der Groeben (37), Co-Gründer von Demecan in Ebersbach bei Dresden.
Sonst gehe das Gesetz an der eigentlichen Intention vorbei.
Titelfoto: Bildmontage: DPA/Robert Michael