Völlig legal! Cannabis-Vereine schießen in Sachsen wie Pilze aus dem Boden

Dresden - Der Cannabiskonsum boomt. Seitdem Gesundheitsminister Lauterbach die Eckpunkte für die Freigabe vorgelegt hat, sprießen auch in Sachsen Cannabis-Clubs aus dem Boden. Die Industrieproduzenten fordern mehr Einfluss.

Martin Reuter (28) hat mit Freunden einen Club gegründet, über den nach den Plänen der Bundesregierung der Anbau und die Abgabe von Cannabis künftig erlaubt sein soll. Fällt die Entscheidung in dieser Woche?
Martin Reuter (28) hat mit Freunden einen Club gegründet, über den nach den Plänen der Bundesregierung der Anbau und die Abgabe von Cannabis künftig erlaubt sein soll. Fällt die Entscheidung in dieser Woche?  © DPA/Robert Michael

"Allein in Dresden gibt es schon einige Vereine", erzählt Martin Reuter (28). Er betreibt völlig legal einen Laden für Cannabis-Produkte, deren THC-Gehalt weniger als 0,2 Prozent beträgt, in der Dresdner Neustadt. Auch er hat zusammen mit Freunden einen Club gegründet.

Sie sind nach dem Willen der Bundesregierung künftig der Dreh- und Angelpunkt für den Anbau und die Abgabe von Cannabis mit höherem THC-Gehalt.

In Deutschland konsumieren immer mehr Menschen Cannabis. "2021 lag die Konsumentenzahl bei rund fünf Millionen Menschen", sagt der Suchtexperte Jakob Manthey vom Universitätsklinikum Leipzig. 2010 waren es rund drei Millionen. Gleichzeitig melden Ärzte und Psychotherapeuten eine Verdreifachung der Diagnosen für cannabisbezogene Störungen.

Dresden: Demo-Proteste gegen Hilberts Sparhammer in der Innenstadt
Dresden Lokal Demo-Proteste gegen Hilberts Sparhammer in der Innenstadt

Die Legalisierung sei dennoch ein Schritt in die richtige Richtung, findet Manthey. "Gut finde ich, dass sich die Bundesregierung Gedanken darüber macht, wie mit Cannabiskonsum in der Gesellschaft umzugehen ist."

Kritik kommt aus Richtung der Industrie

Die Blüten verkauft Reuter jetzt schon in seinem Laden in der Dresdner Neustadt. Sie enthalten weniger als 0,2 Prozent des berauschenden THC. Das ist legal.
Die Blüten verkauft Reuter jetzt schon in seinem Laden in der Dresdner Neustadt. Sie enthalten weniger als 0,2 Prozent des berauschenden THC. Das ist legal.  © DPA/Robert Michael

Auch Reuter begrüßt die Pläne. Ihm sei vor allem wichtig, "dass man über die Thematik aufklärt und das auch mit einem gewissen moralischen Kompass macht".

Für ihn sei zunächst wichtig, mit anderen Clubs im Dresdner Umland zu netzwerken. Im September sei deshalb eine Veranstaltung geplant. Bis dahin werde hoffentlich auch klar sein, wie genau die Freigabe ablaufen werde. Vielleicht befasst man sich in Berlin bereits in dieser Woche damit.

Industrielle Produzenten kritisieren, dass sie in den Plänen der Regierung nicht vorgesehen sind. "Eigenanbau ist in Ordnung. Aber wenn man Produktqualität, Gesundheitsschutz oder eine sichere Versorgung gewährleisten will, dann muss man auch den Anbau ein Stück weit professionalisieren", sagt Constantin von der Groeben (37), Co-Gründer von Demecan in Ebersbach bei Dresden.

In Deutschland konsumieren Millionen Menschen Cannabis.
In Deutschland konsumieren Millionen Menschen Cannabis.  © DPA/Robert Michael

Sonst gehe das Gesetz an der eigentlichen Intention vorbei.

Titelfoto: Bildmontage: DPA/Robert Michael

Mehr zum Thema Dresden Lokal: