Dresden - Der kleine Vincent (7) hat keine Hand frei. Mit der einen drückt er eine Schaumstoff-Straßenbahn an seine Brust. In der anderen Hand hält er ein Plastikmodell einer alten Tatra-Bahn. Mit einem Adress-Aufkleber darauf, falls er sie mal irgendwo vergisst. "Ich werde mal Straßenbahnfahrer", sagt Vincent selbstbewusst. Daran gibt's nichts zu zweifeln.

"Vincent liebt Straßenbahnen und Busse über alles", verrät Mama Sylvia Henze (40) kein Geheimnis - schließlich trägt Vincent auch ein T-Shirt mit Straßenbahn. Deshalb können es beide noch gar nicht recht fassen, dass eine Dresdner Bahn auf den Linien 9 und 13 ein halbes Jahr lang mit einem Konterfei von Vincent durch die Stadt braust - als Werbung für die im September öffnende Puppentheatersammlung der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD).

"Das Foto von Vincent entstand beim großen Kulturfest im Kraftwerk Mitte im vergangenen Jahr", erzählt die Krankenschwester. Da wurden Charakterköpfe gesucht - und der blitzgescheite Vincent ist darunter!

Für Mama Sylvia ist das ein kleines Wunder: "Wegen eines Gendefektes hat Vincent schon viele Operationen und Krankenhausaufenthalte hinter sich. Auch manche Hänselei musste er verkraften." Dass der kleine Fan nun ausgerechnet auf einer Straßenbahn zu sehen ist - "das macht uns glücklich".

"Am liebsten fahre ich mit der Drei zu Oma und Opa", erzählt Vincent, der im Straßenbahn-Museum so gut wie zu Hause ist. "Aber ich fahre auch in den Kindergarten mit der Straßenbahn" - und nächstes Jahr zur Schule. Bis dahin will Mama Sylvia noch das Kinderzimmer umkrempeln, Platz schaffen für Vincents Bahnmodelle und Bücher.

"Ich will es in einen Bus oder eine Straßenbahn verwandeln. In den DVB-Farben Gelb und Schwarz", plant die Mama den "nächsten Halt".