Tränen auf dem Neumarkt: Dresdner zeigen Solidarität mit der Ukraine

Dresden - Genau vor zwei Jahren fielen russische Truppen in die Ukraine ein und zogen nach der schon länger zurückliegenden Besetzung von Teilen des Landes nun das gesamte Gebiet in einen blutigen Krieg. Bundesweit kam es am Samstag zu Solidaritätskundgebungen mit dem angegriffenen Land. Auch auf dem Dresdner Neumarkt fanden sich weit mehr als tausend Teilnehmer ein.

#standwithukraine wurde an diesem Samstag auch in Dresden gelebt.
#standwithukraine wurde an diesem Samstag auch in Dresden gelebt.  © Thomas Türpe

#standwithukraine war das Motto der Kundgebung. Als der Krieg begann, trendete der Hashtag in fast jedem sozialen Netzwerk.

Doch nach zwei Jahren wollen einige nichts mehr vom Krieg hören.

Ein Luxus, den sich das angegriffene Land selbst nicht leisten kann: "Wir Ukrainer haben keine Chance, kriegsmüde zu werden", sagt Oleksii Makeiev (48), Botschafter der Ukraine in Deutschland, in einem Grußwort. "Denn Russland wird nicht genozidmüder."

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Nach einem Musikbeitrag treten Dresdens SPD-Chefin Rasha Nasr (31) und der Dresdner CDU-Vorsitzende Markus Reichel (55) auf die Bühne.

Mehr als tausend Menschen versammelten sich am Samstag auf dem Dresdner Neumarkt.
Mehr als tausend Menschen versammelten sich am Samstag auf dem Dresdner Neumarkt.  © Thomas Türpe

Forderungen nach Taurus-Marschflugkörpern wurden laut

Die Demo-Teilnehmer forderten auch die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine.
Die Demo-Teilnehmer forderten auch die Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine.  © Thomas Türpe

"Meine Eltern sind 1986 aus Syrien in die DDR gekommen und ihnen war es immer wichtig, einen internationalen Freundeskreis zu haben", schildert Nasr ihren persönlichen Bezug zur Ukraine.

Zwei enge ukrainische Freunde habe die Familie: "Sie sind Anfang der Nullerjahre wieder in die Ukraine gezogen, haben Familie gegründet, haben dort ihr Leben aufgebaut und seit zwei Jahren haben wir nichts mehr von ihnen gehört. Und ich hoffe wirklich, dass die beiden noch am Leben sind."

Auch Reichel war zuvor oft in der Ukraine, erinnert sich daran, wie er mit einem Freund noch zwei Tage vor Kriegsausbruch diskutiert hat, ob Putin wirklich Ernst macht.

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Auf dem Dresdner Neumarkt forderte er die Lieferung des Marschflugkörpers Taurus.

Mit ernsten Gesichtern lauschten die Teilnehmer der Veranstaltung.
Mit ernsten Gesichtern lauschten die Teilnehmer der Veranstaltung.  © Thomas Türpe

Ärztin aus Odessa erzählt von ihrem Alltag

Auch zwei Jahre nach dem russischen Angriff auf die Ukraine werden Menschen nicht müde, an das Schicksal vieler Ukrainer zu erinnern.
Auch zwei Jahre nach dem russischen Angriff auf die Ukraine werden Menschen nicht müde, an das Schicksal vieler Ukrainer zu erinnern.  © Thomas Türpe

Für die Dresdner Kommunalpolitik sprachen die Grüne Agnes Scharnetzky (36) und Holger Haase (47, FDP). Beide verwiesen auf ihre Tätigkeiten im Bereich der Gedenkarbeit.

Einen besonderen Blick auf den Krieg bot Iryna Fingerova (30). Die Ärztin aus Odessa lebt seit 2021 in Kamenz und behandelt viele ihrer Landsleute: "Mit der Zeit lernte ich an den Beschwerden zu erkennen, aus welcher Stadt die Patienten stammen", sagt sie.

"Nach einem Monat verstand ich: Eine junge Frau von schwächlicher Statur, die weder schlafen noch essen kann, stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Cherson. Eine Frau über 60, die zum ersten Mal in ihrem Leben über plötzlich auftretende Angstzustände klagt, stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus Charkiw."

Als Letzte betrat Natalija Bock (49) vom Ukrainischen Koordinationszentrum Dresden die Bühne, bedankte sich unter anderem bei den anwesenden Ministern Katja Meier (44, Grüne) und Martin Dulig (49, SPD).

Auch Tränen flossen während der Kundgebung

Vielen Teilnehmern ging die Veranstaltung in Dresden nahe, Tränen flossen.
Vielen Teilnehmern ging die Veranstaltung in Dresden nahe, Tränen flossen.  © Thomas Türpe

Letzterer ist erst vor Kurzem selbst aus der Ukraine zurückgekehrt. "Verteidigt eure Art zu leben", so Bock. "Denn Putin geht es nicht nur um die Ukraine, sondern um Europa."

Die Kundgebungen endete mit Bildern aus dem Kriegsgebiet und Musik. Dabei kehrte Stille auf dem Neumarkt ein, bei nicht wenigen Teilnehmern liefen Tränen.

Titelfoto: Thomas Türpe

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