Tausende protestieren in Dresden erneut gegen Rechts: Demozug durch die Innenstadt
Dresden - Offenbar ebbt die Demowelle nicht ab: Unter dem Motto "Wir sind die Brandmauer" gingen am Sonnabend nochmal Tausende in Dresden gegen Rechtsextremismus auf die Straße. Zu den Demonstrationen wurde bundesweit aufgerufen.
Eine Band, zwei Demonstrationen: Der erste Beitrag auf der Demo kam von der Pop-Rock-Band "Revolverheld". Der frühe Auftritt hatte einen Grund: Die Band machte sich gleich danach auf dem Weg nach Berlin, wo sie ebenfalls auf die Bühne der dortigen Brandmauer-Demo wollte.
Unterdessen füllte sich der Theaterplatz komplett, laut TAG24-Schätzungen waren es rund 15.000 Teilnehmer, die Organisatoren sprechen von 30.000 Demonstranten.
Neben "Fridays for Future" sprach auf der Auftaktkundgebung auch Dirk Röhrborn (50), Präsidiumsvorsitzender von "Silicon Saxony": "Auch viele Unternehmerinnen und Unternehmer sind wütend auf die Bürokratie, zu hohe Steuern, auf die Bahn, auf den Fachkräftemangel", sagt er.
"Ich werde wütend, wenn Experten unser Land wieder verlassen, weil sich ihre Familien hier nicht willkommen fühlen", so Röhrborn.
Demozug durch die Dresdner Innenstadt
Nach einer Rede vom "Ausländerrat Dresden" und einem Auftritt der "Banda Comunale" setzte sich dann der Zug in Bewegung.
Zuvor musste die Polizei eine Anzeige aufnehmen: Marcus Fuchs (40), der für die rechtsextremen "Freien Sachsen" zur Kommunalwahl antreten will, filmte Demonstrationsteilnehmer, soll dabei als "Nazi" bezeichnet worden. Nun ermittelt die Polizei wegen Beleidigung.
Die Demonstration zog sich über das Terrassenufer, den Pirnaischen Platz und zurück auf den Theaterplatz, war rund eine Stunde unterwegs.
Zurück auf dem Theaterplatz sprachen dort der evangelische Landesbischof Tobias Bilz (59) und der katholische Bischof von Dresden-Meißen Heinrich Timmerevers (71) zusammen.
"Queeres Waldheim" spricht über Situation in sächsischen Kleinstädten
"Die Aufnahme von Fremden ist ein zentrales Merkmal unseres Glaubens. Wer sich dem Fremden in Not verschließt, verliert Gottes Segen für sein eigenes Leben", so Bilz.
Bei allen Unterschieden verbinde die Demonstranten viel: "Nicht nur die Sorge um einen Rechtsruck und das Erstarken des Rechtspopulismus oder -extremismus, sondern auch die Bereitschaft sich einzusetzen für ein lebenswertes Land, in dem für alle Platz ist, um gut und gerne hier zu leben", so der Bischof.
Ein kurzes Video-Statement kam noch von Schauspieler und Musiker Christian Friedel (44), der sich bei den Demonstranten bedankte.
Nach Redebeiträgen von Gewerkschaftern und der Dresdner "Omas gegen rechts" machte Ocean Hale Meißner von "Queeres Waldheim" und "Döbeln bleibt bunt" auf die Situation in sächsischen Kleinstädten aufmerksam.
"Vorbestrafte Neonazis und andere Faschisten filmten und blendeten, beschimpften und bedrohten unsere Teilnehmer:innen", so der Aktivist. "Und das tun sie nicht nur auf Demos, sondern das tun sie auch im Alltag."
Mit der Aufforderung an die "großen Tanker" in Gesellschaft und Politik, sich in die Demos miteinzubringen, endete die Versammlung gegen 16.30 Uhr. Die Polizei sicherte alles mit rund 250 Beamten ab.
Titelfoto: Ove Landgraf